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Grand Tour 2017 Documenta 14 - Skulptur Projekte Münster - 57. Biennale di Venezia

Die Öffentlichkeit, so scheint es, begeistert sich mehr denn je für zeitgenössische Kunst; kuratierte Massen-ereignisse und die Massen, die sie besuchen, sprechen für die anhaltende Anziehungskraft der Kunstwelt. Aber was verspricht sich die Öffentlichkeit davon, erneut nach Venedig, Kassel, Münster (und dieses Mal auch nach Athen) zu reisen? Zeigt sich so, dass zeitgenössische Kunst „für alle“ zugänglich ist? Oder dass sie in der Lage ist, tiefgreifende gesellschaftliche/politische Probleme anzusprechen und zugleich eine angenehme Auszeit von ihnen zu gewähren? Heute, da sich Menschen zunehmend in Form von Profilen begegnen, mag man sich fragen, was der Reiz davon ist, die physische Nähe zeitgenössischer Kunst zu suchen.

Ein Faktor mag das Alter sein. In ihren Rezensionen der Skulptur Projekte Münster hinterfragen die Kunsthistorikerin Eva Ehninger und das Künstlerduo Amy Lien & Enzo Camacho den zukünftigen (und gegenwärtigen) Wert der alle zehn Jahre stattfindenden Übersichtsschau zu Kunst im öffentlichen Raum und weisen darauf hin, dass die Vorstellungen vom Auftrag dieser Kunst im öffentlichen Raum, wie auch das Publikum, das sie anzieht, im digitalen Zeitalter ziemlich in die Jahre gekommen sind.

Judith Rodenbeck, Expertin für die Neoavantgarde, denkt in ihrer Besprechung von Anne Imhofs Performance im deutschen Pavillon der Venedig-Biennale über die Qualität der Unmittelbarkeit gemeinsamer Präsenz nach. Im Kontrast dazu erweckt die Hauptausstellung „Viva Arte Viva!“ bei der chinesischen Kuratorin Venus Lau den Eindruck „steckengebliebener Zeit“ durch die Art, wie hier Prämodernes und Ethnografisches einbezogen ist.

Kunsthistorikerin Sabeth Buchmann und Kuratorin Ilse Lafer halten dagegen den Versuch, über eingeschliffene Vorstellungen vom Verhältnis von Zentrum und Rändern mit künstlerischer Produktion hinauszugehen, für einen wichtigen Einsatz der Documenta 14 und Kunsthistoriker Tom McDonough erkennt in Naeem Mohaiemens „Two Meetings and a Funeral“ ein gelungenes Beispiel dafür, wie die globalisierte Kunstwelt sich mit den diversen darin angesprochenen politischen Feldern und Ebenen auseinandersetzen kann.