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Vorwort

Ausstellungen bilden Medium und Dispositiv einer Spektakularisierung von Kunst und Kultur. An der Schnittstelle zwischen künstlerischen Ideen und kuratorischen Interessen situiert, durch Verfahren von Eingrenzung, Ausschluß und Blickführung bestimmt, mit Rücksicht auf spezifische Publika konzipiert und immer stärker vom Willen privater Förderer abhängig, sind sie ihrem Wesen und ihrer Struktur nach politisch. In einer Boomzeit der Kuratoren-Ausstellungen — von Kopenhagen über Weimar bis nach Rotterdam — und im Vorfeld der für' das nächste Jahr geplanten Großereignisse von Münster und Kassel schien uns die Auseinandersetzung mit Ausstellungspolitik überfällig. Wie wenig selbstverständlich die uns selbstverständlich scheinende Form der Präsentation ist, wird nicht erst klar, wenn man westliche Ausstellungskonventionen in nichtwestliche Kontexte überträgt (Gyan Prakash), sondern bereits, wenn man die innerwestlichen Quotierungsdebatten verfolgt (Andrew Ross) , in denen handfeste Interessen an der Behauptung von Macht und Hierarchiepositionen für die Aufrechterhaltung des Status quo sorgen.

Auf die Kuratoren im gegenwärtigen Ausstellungsbetrieb scheint in besonderem Maße zuzutreffen, was Pierre Bourdieu über die Intellektuellen im allgemeinen gesagt hat: Sie sind Herrschende in abhängiger Position. Sie vermögen die Regeln in dem von ihnen konzipierten Zusammenhang zu setzen, während sie gleichzeitig in politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten stehen. Wie diese Situation Vorgehensweise und Selbstverständnis von Ausstellungsmachern prägt, lassen die Gespräche mit Nikolaus Schafhausen und Catherine David erkennen, an denen vielleicht besonders symptomatisch ist, daß sich beide Befragte von ihrer realen Macht zu distanzieren suchen.

Tatsächlich wird die Macht des Kurators zunehmend von der Möglichkeit begrenzt, deren Eingreifen beginnen sich die Kräfteverhältnisse innerhalb des kulturellen Feldes nachhaltig zu verschieben. Handlungsperspektiven für künstlerische und kuratorische Aktion zu entwerfen, wird zu einer politischen Notwendigkeit. Deshalb ist es unserer Meinung nach wichtig, die Argumentationslinien der Sponsoringdebatten genauer zu untersuchen (Interview mit Walter Grasskamp) sowie einen sich verändernden Begriff von Offentlichkeit zu thematisieren (Stefan Germer).

Das Thema dieses Heftes bringt es mit sich, daß die Grenzen zwischen Haupt- und Besprechungsteil diesmal noch schwieriger als sonst zu ziehen sind: Viele der Reviews nehmen die im Hauptteil behandelten Probleme und politischen Faktoren des Ausstellens wieder auf und spezifizieren sie mit Blick auf konkrete Beispiele.

STEFAN GERMER/ ISABELLE GRAW/ ISABELL LOREY/ ASTRID WEGE