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Vorwort

Ästhetische Qualität wird nach wie vor häufig gegen politische Relevanz ausgespielt, kritische Negativität nicht selten mit ästhetischer gleichgesetzt. Wie nicht zuletzt auch die Pressereaktionen auf die diversen Ausstellungen dieses Sommers zeigten, bleiben die Diskussion und Rezeption von Kunst durch diese vermeintlichen Gegensätze geprägt. Statt jedoch künstlerische Arbeit auf eine soziale Funktion festzulegen — was eine direkte Ubertragbarkeit von Repräsentation in die Realität voraussetzt — oder aber der Vorstellung einer isolierten autonomen Kunstsphäre das Wort zu reden, schlagen wir eine Reflexion der „inhaltlichen Bedingtheit formaler Entscheidungen, der formalästhetischen Einfassungen von Inhalten" (Höller) vor. Dies bedeutet keineswegs, die Forderung nach der Analyse von Kunst als einem sozialen Phänomen aufzugeben. Nur muß diese auch die Eigengesetzlichkeiten künstlerischer Arbeiten berücksichtigen. Werden Kontexte herangezogen, so sollten diese im Kunstwerk selbst bereits angelegt sein. Dennoch läßt sich das Verhältnis zwischen Bedeutung und „materieller Faktizität", wie der Philosoph Christoph Menke sagen würde, pur von Fall zu Fall entscheiden. Die Frage, inwieweit ästhetische und gesellschaftskritische Motive im Formbegriff zusammenfallen könnten, war Gegenstand eines Gesprächs zwischen ihm und Stefan Germer.

„Formfragen" behandelt diese Ausgabe aus unterschiedlichen Perspektiven: auf der Ebene der Produktion in einem Gespräch mit den Filmemachern Danièle Huillet und JeanMarie Straub anläßlich ihres neuen Films „Von heute auf morgen". So wie deren formale Entscheidungen aus einer inhaltlichen 1 Notwendigkeit resultieren, erproben Harun Farocki und Kaja Silverman eine neue Form der dialogischen Filmkritik, die Erzählung, Analyse und Interpretation ineinandergreifen läßt.

Die nach wie vor tendenziell formalistische Rezeption von Sigmar Polke verhandelt Tom Holert, immer im Hinblick auf die Frage, wie eine sozialhistorische oder biografische Analyse von Polkes formalen Vorgehensweisen aussehen könnte. Christian Höller wiederum untersucht Formen von Identitätspolitik und Symbolpolitik: Ausgehend von Diederichsens „Politische Korrekturen" spielt er Szenarien durch, wie sich eine „Repräsentationskorrektur" an ein aktivistisches Moment anschließen läßt. Wie sich hingegen Worte zu Taten verhalten, untersucht Juliane Rebentisch in einer kritischen Auseinandersetzung mit Judith Butlers neuem Buch „Excitable Speech". Weder soll das sprechende Subjekt aus seiner Verantwortung entlassen, noch dürfen im Kontext der Kunst gemachte Aussagen wörtlich genommen werden. Derartige Überlegungen könnten sich für die Analyse von Kunstwerken als hilfreich erweisen.

Die sich hier andeutende Diskussion darüber, wie sich formalästhetische Analysen mit sozialhistorischen verbinden lassen, werden wir im nächsten Heft als „Methodenstreit" weiterführen. Zwar findet die Auseinandersetzung um die jeweils adäquate kunstkritische Methode durchgehend in jeder Nummer statt, nur wird sie jetzt explizit gemacht.

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STEFAN GERMER/ISABELLE GRAW/ ASTRID WEGE