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TZK115_Birgit_Megerle

Birgit Megerle

Ohne Titel (2019)

Jacques Demys Filmmusical „Les Demoiselles de Rochefort“ (1967) ist eine fröhliche und zugleich nachdenkliche Tour de Force. Catherine Deneuve und Françoise Dorléac, im wirklichen Leben Schwestern, spielen ein Zwillingspaar, auch die Nebenrollen sind mit Stars wie Gene Kelly und Michel Piccoli besetzt. Über Gattungsgrenzen setzt sich Demys Film mit der Leichtigkeit des Übermuts hinweg und verbindet eine Hommage an die alten amerikanischen Musicals mit selbstreflexiven Nouvelle-Vague-Aspekten. Eine der Hauptfiguren, Dorléac, die extravaganten Pastellfarben der Kostüme und die Ausstattung des Films dienten der in Berlin lebenden Künstlerin Birgit Megerle alsVorbilder für diese bemerkenswerte Lithografie. Seit Langem spielt in ihrem Werk die Neuinterpretation der Bildsprache des Porträts, insbesondere des Frauenporträts, eine wichtige Rolle.Der Dreifarbendruck beruht auf einem Filmausschnitt, in dem Dorléac sich von einem Klavier ab- und der Kamera zuwendet. Die Anziehungskraft und Schönheit der seinerzeit viel gerühmten Schauspielerin sind unverkennbar, doch wie nicht selten nimmt Megerle ihr etwas von ihrer Vitalität, um den Betrachter*innen einen unmittelbar identifikatorischen oder begehrenden Blick zu verwehren. Dorléac bleibt in der Welt der Lithografie, in der Zweidimensionalität gefangen. Dennoch bewahrt Megerles Arbeit ein fernes Nachleuchten der ursprünglichen Szene und fängt so den bloßen Schein der Anmut ein. Der Abstand, der sich auftut, ist ein historischer und zugleich psychologischer – eine elegante Vermessung der Distanz, die unsere Welt von der der Schauspielerin trennt.

3-Farb-Lithografie auf 250 g Velin-Büttenkarton, 36 × 44 cm, Auflage: 100 + 20 A. P., rückseitig nummeriert und signiert, € 480,- zzgl. Versand.