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Thomas Schütte, „Old Friends Revisited“, 2021

Thomas Schütte

Old Friends Revisited (2021)

In der Spätphase der römischen Republik herrschte in der Porträtskulptur der sogenannte Verismus vor, ein Stil, der physiognomische Eigenheiten betonte. Der deutsche Künstler Thomas Schütte begegnete solchen Darstellungen während eines Romaufenthalts; unverkennbar floss seine Auseinandersetzung mit diesen in seine Werkserie „United Enemies“ aus den frühen 1990ern, einem Kernstück seines Œuvres, ein. Aus Knetmasse schuf Schütte Köpfe mit knolligen, fleischig herabhän-genden und faltigen Zügen und überspitzten, oft herben Gesichtsausdrücken, kleidete die Figuren in Textilien und fesselte sie auf Hüfthöhe aneinander – als wortgetreue Umsetzung der redensartlichen Strategie, „Freunde nahe bei sich, aber Feinde noch näher zu halten“. Die exzentrischen Fratzen tauchen seither immer wieder in Schüttes Werk auf und verknüpfen so seine in unterschiedlichen Medien – Skulptur, Fotografie und Zeichnung – angesiedelten Praktiken miteinander. In „Old Friends Revisited“, seiner Edition für TEXTE ZUR KUNST, bezieht Schütte sich auf diese Ahnenreihe und setzt sie fort. Die Edition referiert auf eine fotografi-sche Serie aus dem Jahr 1993 mit dem Titel „Alte Freunde“, sowie auf eine Reihe von Radierungen, „Alte Freunde (Old Friends)“ (2010–2011). Schüttes neue Arbeit jedoch ist dynamischer komponiert: Die aus nächster Nähe in Dreiviertelansicht eingefan-gene Topografie des wohlwollenden Gesichts einer Freund*in wird durch warmes gelbes Licht akzentuiert, das seine Erhebungen und Risse ungleichmäßig erhellt und ein kontrastreiches Helldunkel schafft. Dieses Porträt verkörpert prägnant die Schlüsselfigurt aus Schüttes Werk der letzten 30 Jahre und situiert sie neu: Nach einem Jahr der Einsamkeit und des Abstandhaltens ist es eine besondere Freude, alte Bekannte wiederzusehen.