Raymond Pettibon ist für seine frechen Tuschzeichnungen bekannt, oft begleitet von respektlosen oder geistreichen Zitaten, die er einem riesigen Vorrat von Quellen – von Geschichte und Politik bis hin zu Pop-kultur und Sport – entnimmt. Pettibons Edition für „Texte zur Kunst“ gibt in seiner unverkennbaren krakeligen Handschrift einen Brief wieder, allem Anschein nach die skeptische Antwort eines Künstlers an einen Kenner und Bewunderer. In recht förmlicher Prosa signalisiert der Autor, dass eine Darbietung seiner Gefühle „in Schriftform“ folge: ein beeindruckendes, langgestrecktes, dabei aber einsames „I“. Gemeint ist ganz wörtlich die geschriebene Form: das „I“ als Buchstabe, als Gestalt. Stellt es auch das aufgeblasene Ego des Künst-lers dar? Selbstbewusst und stolz nimmt dieses Ich Schmeicheleien ungerührt entgegen, von seinem Format überzeugt, auch wenn die Linienführung ein wenig wackelig ist. Der Witz geht wahrscheinlich auch auf unse-re Kosten.