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Rosemarie Trockel, "Cliché", 2023

Rosemarie Trockel

Cliché (2023)

Es ist ein abgedroschenes Klischee, dass der Deutschen liebstes Kind ihr Auto ist – und doch lodert hierzulande ein Streit, ob und inwieweit man seine (Pferde-)Stärken in Zeiten der verschärften Klimakrise im Zaum halten sollte. Als einzige europäische Nation hat Deutschland bislang kein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Wo es doch existiert, wird es gern missachtet – wofür Rosemarie Trockels Edition als Beweisbild dienen könnte. Für „Cliché“ bediente sie sich eines „Blitzerfotos“; eines Fahndungsfotos der Verkehrssünder*innen: Eine automatisierte Fotografie, die, sofern die Höchstgeschwindigkeit überschritten wurde, durch Radarwellen ausgelöst wird. Für ihre Edition vergrößerte Trockel das Gesicht der jungen Frau mit gedankenverlorener Miene, sodass der eigentliche Zweck dieser Art Bildnis – das Identifizieren der Schuldigen – konterkariert wird: Sie erscheint nahezu entpersonalisiert und eher als schwammige Projektionsfläche. Es ist nicht das erste Mal, dass die hier fast geisterhaft in Erscheinung tretende Person in Trockels Arbeit auftritt. Das unfreiwillige Model in „Cliché“ posierte bereits 2017 für die Arbeit „Homesick“, dort trägt sie einen Ohrring mit dem Gesicht Hannah Arendts und ist für Insider*innen als Tochter von Trockels Freundin und Galeristin Monika Sprüth erkennbar. Während die Fotografie an Jan Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ (um 1665) erinnert, sind die Assoziationen dieser Edition – vor dem Hintergrund des beschriebenen Bildgebungsverfahrens – weniger kunsthistorisch nobilitiert. Einige Leser*innen mag sie in ihrer Schablonenhaftigkeit an den lustvollen Dopaminrausch schnellen Fahrens samt den damit einhergehenden behördlichen Sanktionen erinnern.