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Beatriz E. Balanta, Rachel L. Price and Irene V. Small

LAPSUS DENTIS

George Washingtons Gebiss / Dentures, 1790–99

George Washingtons Gebiss / Dentures, 1790–99

Die Ausschreitungen vor dem und im United States Capitol Anfang dieses Jahres wurden vielfach als besorgniserregender Tabubruch und als Explosion „untypisch amerikanischer“ Gewalt charakterisiert. Polarisierende Debatten rund um Redefreiheit und Bürgerrechte kennzeichneten die Amtszeit des scheidenden Präsidenten und bleiben ein Hauptzankapfel in der Auseinandersetzung zwischen den sich feindlich gegenüberstehenden ideologischen Lagern in den USA und anderswo. Aber ist die Rhetorik dieser Debatten wirklich so neuartig? Im Folgenden vertreten Beatriz E. Balanta, Rachel L. Price und Irene V. Small die Auffassung, dass die Freiheit der Rede in der Geschichte immer schon eine „rhetorische Figur“ war: Sie beinhaltete stets das Vorrecht einer ganz bestimmten und exklusiven Gruppe von Personen und ist auch heute noch ein notorisch kontingentes Konzept. Die Autorinnen verweben und vergleichen vielfältige Artefakte – von aufgeladenen politischen Symbolen und Sprechweisen bis hin zu zeitgenössischer Kunst –, um zu fordern, was sie die „kriminaltechnische Untersuchung einer Nation“ nennen.

Von freier Rede zu sprechen, bedeutet, mit dem Körper und von ihm zu sprechen. Dies ist keine Metapher.

Bedenken Sie die eigentümliche Vertrautheit Ihres Mundes. Halten Sie inne, um auf Ihr Zahnfleisch zu drücken, tasten Sie nach der fleischigen Innenseite Ihrer Wangen, lassen Sie die Zunge langsam über Ihre Zähne gleiten. Beachten Sie das seltsame Gefühl von hart und weich, schneidend und elastisch; die Furchen und Grate; das plötzliche Aufblitzen von Empfindlichkeit, wo Haut auf Zahnschmelz, Metall, Nerv, Knochen trifft. Die meisten unserer Münder enthalten Amalgame aus ungleichartiger Materie, fixiert an Punkten der Schwäche und des Verfalls. Der Mund ist Körperöffnung, Instrument, Sprachrohr: Er atmet ein, verlangt, nimmt auf und stößt aus.

Als George Washington 1789 seine Antrittsrede vor dem US-amerikanischen Kongress hielt, sprach er mit Schwären im Mund. [1] Washington plagte ein Zahnleiden – 1789 besaß er nur noch einen einzigen seiner eigenen Zähne. Um zur Nation zu sprechen, trug er eine Zahnprothese, deren aus Nilpferd-Elfenbein geschnitzter Sockel an sein Zahnfleisch angepasst war. Einige der Zähne waren aus Elfenbein und Tierknochen gefertigt, andere mit Goldschrauben befestigte Menschenzähne. [2] Etliche davon gehörten sehr wahrscheinlich den Mündern versklavter Menschen. Wie ein Eintrag in das Hauptbuch von Mt. Vernon vom 8. Mai 1784 bezeugt, wurden neun der Zähne von ungenannten „N****n“ der Plantage (zwei, drei oder vier? Wir wissen es nicht) erstanden, die sich in der Lage fanden, ihre Zähne für ein Drittel des eigentlichen Marktwerts an Washington zu verkaufen. [3]

(Was mag der freie Markt für eine Sklavin bedeuten?)

Die Sage von Washingtons hölzernem Gebiss ist ein Gründungsmythos, ganz wie die Mär, dass er als Kind einen Kirschbaum gefällt habe. Doch operieren diese beiden Legenden in genauer materieller Verkehrung. Konfrontiert mit dem Beweis des gefällten Baums soll Washington sofort gestanden haben: „Ich kann keine Lügen erzählen.“ Die Zähne, die in seinen diversen Zahnprothesen überlebt haben, erzählen eine andere Wahrheit, angefangen damit, dass sie mitnichten aus Holz sind. Im kolonialen Beinhaus des Mundes schlägt die Sklavin im Sklavenhalter Wurzeln.

Washingtons falsches Gebiss ist die Synekdoche einer unsentimentalen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Materialität in den Vordergrund zu rücken, heißt, darauf zu beharren, dass politisches Sprechen immer schon eine körperliche Angelegenheit war. Die verwickelte Geschichte von Washingtons Gebiss straft die Gründungsnarrative der Staatsbürgerlichkeit und der Nation Lügen, die die Kohärenz und Souveränität des individuellen Subjekts, das spricht, voraussetzen, ebenso wie die Freiheit seiner Rede – sowohl in ihrem Inhalt als auch ihrer Form nach. In diesem Essay verschieben wir die Koordinaten der Analyse weg von solch hochtrabenden Prinzipien und hin zur Stofflichkeit von Fleisch, Knochen, Atem: leiblich-rechtliche Assemblagen, die die Grenzen der individuellen Person überschreiten. Diese rassifizierte Ökonomie des politischen Sprechens geht der Nation voraus und strukturiert Aspekte derselben bis zum heutigen Tag.

Zum Beispiel Black Lives Matter. Schwarze Leben zählen. Schwarze Körper zählen. Aber wann und wie und zu welchem Zweck? Schwarze Leben zählten in Mt. Vernon, als ihre Arbeit erzwungen wurde, um Reichtum zu produzieren. Schwarze Körper waren von Gewicht, als ihre Materie Washingtons Rede animierte. Im Jahr 1791 wurde der erste Verfassungszusatz verabschiedet, während zwischen Sümpfen und Totgeburten, faulenden Zähnen und schmerzendem Zahnfleisch Peitschenhiebe fielen. Die im First Amendment verankerte Redefreiheit war kaum in einem universellen Sinne frei; sie ähnelte „jener Art von Eigentum“ – wie Sklavenhalter*innen die Versklavten nannten –, das nur jene besaßen, die im Besitz ihrer selbst waren.

Als Washingtons Zahnarzt die Zähne seiner Sklav*innen zog und einen Apparat einfügte, der das Sprechen erleichterte, verteilte und vervielfältigte er zugleich die Arten von Arbeit, die ein versklavter Körper zu verrichten hatte. Der größte Teil dieses Körpers fuhr auf der Plantage fort wie bisher, die Zunge gegen den leeren Hohlraum im verheilenden Zahnfleisch gedrückt. Die entwurzelten Zähne aber arbeiteten anderswo weiter: Als verkehrte Bauchredner sprachen sie mit der Stimme des Herrn in der Sprache von Staatsbürgerschaft, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Gemeinwohl.

Prosopopöie ist eine rhetorische Figur, die unbelebten Dingen eine Stimme verleiht. Was aber ist das für eine rhetorische Figur, die von den Fragmenten von Subjekten belebt wird, die die Sklaverei zu Dingen gemacht hat? Liegt in der Ware, die spricht, eine Verkehrung des Prinzips der Personifikation? [4]

„The Colonists Under Liberty Tree“, John Cassell’s Illustrated History of England, 1865

„The Colonists Under Liberty Tree“, John Cassell’s Illustrated History of England, 1865

BEWEISTATSACHEN

Im Sommer 2020, als die Proteste sich mehrten und Institutionen zwischen historischer Bewegung und Trägheit der Tradition lavierten, prallten die Debatten über Redefreiheit an den Wänden konservativer und liberaler Echokammern ab. An der Princeton University unterzeichneten Hunderte Fakultätsmitglieder einen Brief, in dem sie Maßnahmen gegen Rassismus im akademischen Betrieb forderten, und schickten ihn am 4. Juli an die Verwaltung. [5] Der Brief begann mit den Worten „Anti-Blackness ist ein Fundament Amerikas“ und verwies ohne Umschweife auf den kausalen Zusammenhang zwischen der Gründung der Nation und ihrer Geschichte von Zwangsarbeit, Tod und Enteignung. Einige Tage darauf veröffentlichte der Professor für Klassische Philologie Joshua Katz eine Antwort, worin er die in seiner eigenen Familie gepflegte Tradition, am 4. Juli die Unabhängigkeitserklärung zu verlesen, mit dem „stumpfen Satz“ kontrastierte, der den Brief der Fakultätsmitglieder eröffnet. [6] Katz schien der Ansicht zu sein, dass die im Brief gestellte Forderung nach Haftbarkeit für rassistisches Handeln und Forschen eine größere Bedrohung für die Redefreiheit darstellt als Rassismus selbst.

Doch macht die Anmaßung einer solchen Tradition der Redefreiheit in den Vereinigten Staaten es erforderlich, von den Körpern zu abstrahieren, von denen diese Rede ausgeht. Als Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten sprach, so geschah dies buchstäblich mittels Extraktion: Weißes Sprechen wurde durch Schwarze Arbeit mit Leben erfüllt. Der Eingangssatz aus dem Fakultätsbrief vom 4. Juli ist in sozialem und politischem Sinne wahr – aber auch in forensischem Sinne, der eine Verschiebung der symbolischen Koordinaten der Institution und der Nation erzwingt, ja, der universitas selbst, die der Universität ihren Namen gibt.

Die ältesten Bäume auf dem Campus von Princeton sind zwei Platanen, die der Universitätspräsident Samuel Finley 1766 als Hommage an den „Liberty Tree“ von Boston, wo Revolutionäre gegen das britische Stempelsteuergesetz von 1765 protestierten, gepflanzt hat. Nur Monate nach der Pflanzung wurden Finleys Sklav*innen auf einer Auktion versteigert, wenige Meter von der Stelle entfernt, wo die neuen Bäume Wurzeln schlugen. [7] Beim Betrachten von Stichen des Liberty Tree kommen wir nicht umhin, auch jene Bäume zu sehen, an denen Schwarze Menschen aufgehängt wurden, ihr Fleisch gefoltert und verstümmelt. [8] Auch diejenigen, die Lynchmorde orchestrierten und ihnen beiwohnten, handelten im Namen der Freiheit – der Freiheit weißer Bürger*innen, den Schwarzen Körper nach Belieben zu verheeren.

In welchen Zusammenhängen ist es Zungen gestattet oder untersagt, widerständig zu sein? Unter welchen Bedingungen wird eigensinniges Sprechen gehört?

Louis Cameron, „Last Words: George Floyd #1“, 2020

Louis Cameron, „Last Words: George Floyd #1“, 2020

REDEFIGUREN

Eine aufgebrachte Öffentlichkeit entfernt Statuen aus dem öffentlichen Raum. Der Staat entfernt Menschen aus dem sozialen und biologischen Leben. Bots speien unaufhörlich „Rede“. Unternehmen fordern Personenstatus. Im Nachleben der Sklaverei, das unsere Gegenwart ist, hat das unterworfene Leben weniger Gewicht als das Überleben lebloser Figuren und belebter Algorithmen.

In den Monaten vor der letzten Präsidentenwahl brachte Donald J. Trump die Verteidigung von Redefreiheit explizit mit dem in Verbindung, was Paul B. Preciado als „skulpturale Biopolitik“ der Nation bezeichnet hat, das heißt eine Politik des öffentlichen Raums durch „statuarische“ Körper und die Anfechtung dieses Raums durch deren Beseitigung. [9] In einer Rede, die Trump 2020 im Weißen Haus anlässlich einer Konferenz zur amerikanischen Geschichte hielt, sprach er sich gegen Schulungen auf Bundesebene unter Verwendung von kritischer Rassismusforschung aus und verkündete die Gründung einer [nach dem Jahr der Unabhängigkeitserklärung benannten] 1776-Kommission zur „Förderung patriotischer Erziehung“ angesichts des „Mobs auf der Straße“ und der „Cancel Culture in den Führungsetagen“. [10] Außerdem gelobte Trump, Caesar Rodney, einen weniger bekannten Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, zu seinem vorgeschlagenen National Garden of American Heroes hinzuzufügen; ein Skulpturengarten, der ausschließlich mit „realistischen“ Bildnissen bevölkert werden sollte. [11] Während Demonstrant*innen Statuen stürzten und abolition forderten – ein Ende der Gefängnisse, das absichtsvoll die Abschaffung der Sklaverei beschwört –, verfügte Trump, dass alle, die sich der Zerstörung von Bundesstatuen schuldig machten, zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt würden.

Eidolopöie ist die Bauchredner*innenkunst der Toten; ein Sprechen im Namen von Phantomen oder Idolen. Statuen, so ließ das Dekret zur Gründung des National Garden of American Heroes verlautbaren, seien „stille Lehrer in der festen Form von Stein und Metall“, die sowohl früheren Generationen gehörten als auch den „noch Ungeborenen“. Die Formulierung, ein Wink an Pro-Life-Konservative, enthält jedoch eine außergewöhnliche Ironie. [12] Rodney – wie andere Unterzeichner der Erklärung, die ebenfalls Sklavenhalter waren – erhob rechtliche Ansprüche auf die Leben der ungeborenen Kinder von versklavten Frauen auf Grundlage der Rechtslehre des partus sequitur ventrem, wörtlich: Der Nachwuchs folgt der Gebärmutter. Der versklavte Körper wurde also nicht nur räumlich aufgeteilt und vervielfältigt, sondern auch zeitlich enteignet, samt seiner Nachkommenschaft. [13] In Trumps imaginiertem Garten der Nation werden die „noch Ungeborenen“ als Eigentümer*innen angerufen und nicht als Eigentum: die rechtmäßigen Erben von Rodneys leb- und sprachloser Gestalt.

Eine Person oder ein Ding zu figurieren, heißt, dieses Wesen durch Ausdrucksmittel darzustellen. Eine Redefigur ist ein Ausdruck, der Sprache figurativ wendet: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Halt den Mund! Meine Lippen sind versiegelt. In ihrer rhetorischen Mobilisierung im Kampf gegen den „Mob auf der Straße“ figuriert die Statue von Rodney den abstrakten Begriff von Redefreiheit. Paradoxerweise bleibt jede feste Form, die Rodneys Persona annehmen mag, notwendig phantasmatisch: Aufgrund eines Krebsgeschwürs, das sein Arzt zusammen mit einem beträchtlichen Teil von Rodneys Gesicht operativ entfernte, hat er zu Lebzeiten nie für ein getreues Porträt Modell gesessen. [14] Statuen von Rodney mögen stilistisch, wie von Trump gewünscht, einem gewissen Realismus verpflichtet sein, aber es lässt sich kaum behaupten, sie seien im umgangssprachlichen Sinne realistisch.

Am 6. Januar 2021 trafen Abstraktion und Buchstäblichkeit unversehens aufeinander, als rechte Aufständische das US-Kapitol stürmten. Neben in Flaggen gehüllten Randalierer*innen und als Freiheitsstatue verkleideten wandelnden Allegorien trat ein Mann in Erscheinung, der sich mit dem Rednerpult der Sprecherin des Repräsentant*innenhauses davonmachte. Die Marodeure beanspruchten, durch die Tatsache ihres Protests symbolische Ideale zu verkörpern, erweckten zugleich jedoch den Eindruck, dass das zum Kongress der Vereinigten Staaten gehörige Symbol der Rede buchstäblich gekapert und in Geiselhaft genommen werden müsse. Unmittelbar danach bezeichnete der Leiter der US Capitol Police die Ausschreitungen als „First Amendment activity“, eine Aktion im Sinne des ersten Verfassungszusatzes, die furchtbar schiefgelaufen war. [15]

Aus der Perspektive einer körperlichen Sprechökonomie indes ist es kaum verwunderlich, dass diese besondere Veranstaltung zum First Amendment in einen schäumenden Mob ausartete: Von der Angstvorstellung geleitet, dass die repräsentative US-Demokratie weiße Rede nicht länger zulasten anderer Rede repräsentieren würde, sahen es die Protestierenden als Gebot der Stunde, ihre realen Körper im symbolischen Raum des Kapitols geltend zu machen. Die Verbreitung von Bildern der Randalierer*innen – vor Statuen inszenierte Selfies, artefaktreiche Videos schreiender Horden und stolz in den sozialen Medien geteilte Zeugnisse des Aufstands – verkünden den weißen Körper selbst als Rechtfertigung. Um etwaige Zweifel an der rassifizierten Ökonomie dieses Körpers auszuräumen, genügt ein Blick auf den sogenannten QAnon-Schamanen, zu dessen Persona als „digitaler Soldat“ die Aneignung der zeremoniellen Bekleidung von Amerikas Ureinwohner*innen gehört.

Das Durcheinander von Körpern, Symbolen, Sprache und Aktion an diesem 6. Januar ist symptomatisch, denn Redefreiheit war immer schon eine Redefigur im doppelten Wortsinn. Formal gehörte sie stets einer spezifischen und begrenzten Gruppe von Körpern; theoretisch ist sie eine notorisch wandelbare Proposition, die unterschiedliche und oft widerstreitende Standpunkte einschließt. In der griechischen Antike unterschieden Rhetoriker zwischen Isegorie, der gleichberechtigten öffentliche Rede, und Parrhesie, einer freimütigen, sogar anstößigen Rede; eine Unterscheidung, die in aktuellen Debatten oft durcheinandergebracht wird. [16] Parrhesie ist überdies Teil einer sozialen Relation: Sie richtet sich gegen die Machthabenden und birgt ein Risiko für die Sprecher*innen. [17] Parrhesie kommt von unten. Sich aus der Position weißer Vorherrschaft auf Redefreiheit zu berufen – wie Trump und seine Verbündeten es getan haben –, ist die äußerste Perversion des „speaking truth to power“.

Die rechtliche Verteidigung von Redefreiheit ist gleichfalls voller historischer Lücken. Im Jahr 1937 z.B. erneuerte der Oberste Gerichtshof den Schutz des ersten Verfassungszusatzes als „das Grundgerüst, die unentbehrliche Bedingung fast jeder anderen Form von Freiheit“ [18]. Aber die Verfassung und der erste Verfassungszusatz waren Zeitgenoss*innen der Peitsche, des Laderaums und des eisernen Maulkorbs. Die Berufung auf „jede andere Form von Freiheit“ enthält somit die historische Bedingung von Unfreiheit. Mit anderen Worten: In den Vereinigten Staaten begann die freie Rede – diese unentbehrliche Bedingung – mit der Einklammerung und Aberkennung Schwarzer Freiheit.

Eine Frau, die im Mai des vergangenen Jahres gegen die Covid-19-Maskenpflicht demonstrierte, veranschaulicht das Fortbestehen dieser Relation in unserer heutigen, pandemischen Zeit. Auf ihrem Schild figuriert ein Bildnis der versklavten Afrobrasilianerin Anastacia, die durch eine an Kopf und Nacken befestigte metallene Vorrichtung mundtot gemacht wurde, als Umkehrung jenes „freien Menschen“, auf den die Demonstrantin Anspruch erhebt.

Sozialkundeaufgabe für die Mittelstufe / Middle school social studies assignment, Kannapolis, North Carolina, 2019

Sozialkundeaufgabe für die Mittelstufe / Middle school social studies assignment, Kannapolis, North Carolina, 2019

MULTIPLIKATION UND TEILUNG

Was bedeutet es, den eigenen Körper und seine Absonderungen zu besitzen? In seiner Studie zur veränderlichen Charakteristik des intellektuellen Eigentums in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts bemerkt Stephen Best, dass die Tendenz zur „Kommodifizierung des Personseins“, die zu einer Fragmentierung des Personenbegriffs „in diverse Attribute, Vermögen und ‚Eigentümer‘“ führte, ihre innere Entsprechung in der Auseinandersetzung des Rechts mit dem ontologischen Problem der Sklavin fand. [19] Eignete den Eigentümer*innen die Gesamtheit der Person oder nur ihre Arbeit? Mit dem Fugitive Slave Act von 1850 [einem Bundesgesetz, das die Nordstaaten zwang, entlaufene Sklav*innen ihren Besitzer*innen in den Südstaaten zurückzugeben] wurden die Geflüchteten zu zwei Körpern in einem, „entwendetes Eigentum und verschuldete Personen“, wie Best es ausdrückt, wodurch ein Prozess zunehmender Entfremdung und Abstraktion der Person von ihren immateriellen Merkmalen – wie Bild, Stimme und Gedanken – eingeleitet wurde. [20]

Bald machten neue Instrumente der mechanischen Reproduktion wie das Grammophon die Stimme akusmatisch, abgetrennt von ihrer Quelle. Im Gefolge dieser neuen Medien wurde das Eigentumsrecht an solchen immateriellen Aussendungen zu einer vertragsrechtlichen Form, das Flüchtige zu beschlagnahmen. Derartige Ideen gehen auf die vorgängige Vorstellung von flüchtigen Sklav*innen als aktive Teilnehmer*innen in Dienstverträgen zurück, die sich der Nichterfüllung schuldig machten, wenn sie einen Fluchtversuch unternahmen. [21]

Anders als die aufgezeichnete Stimme konnte die Arbeit einer versklavten Person natürlich nicht von ihrem Körper getrennt werden, wenigstens nicht normalerweise. Für die Zwecke der Besitznahme waren Form und Inhalt – Gefäß und Substanz – eins. Die in Washingtons falsches Gebiss eingelassenen Zähne bilden darum eine paradigmatische Ausnahme. Indem sie die Arbeit des versklavten Körpers abtrennt, zugleich aber multipliziert, vollzieht seine Zahnprothese die schiere Gewalt der ontologischen Äquivokation von Sklaverei. Indem sie Bruchstücke des versklavten Körpers in des Sklavenhalters Mund implantiert, antizipiert die Prothese – in forensischer Form – den Mechanismus, mit dem das Gesetz eine Fantasie von Einverständnis herstellt. Als materielle Assemblage schließlich, die auf der Extraktion, Kommodifizierung und Fragmentierung von Leben beruht, widerspricht sie der Vorstellung, wonach das Sprechen für die Sklavin, aber auch für den Herrn selbstbestimmt, frei und souverän sei.

Die Aufteilung des versklavten Körpers sucht bis heute die Logik der politischen Repräsentation und Rede in den Vereinigten Staaten heim. Der Drei-Fünftel-Kompromiss erlaubte es Sklavenhalter*innen, einen Teil des versklavten Körpers hinreichend zu gewichten, um Zugang zu Staatskassen und Wahlleuten zu erlangen, gab den Sklav*innen jedoch nicht genug Gewicht, um eine Anerkennung ihrer Staatsbürger- und Personenschaft zu erringen. Die Entstellung repräsentativer Demokratie, die mit diesem Kompromiss ihren Ausgang nahm, setzt sich im Electoral College der Gegenwart fort. [22] Der 14. Zusatzartikel wiederum, ratifiziert im Jahr 1868, machte aus ehemaligen Sklav*innen Bürger*innen und gewährte ihnen gleichen Schutz und ein ordentliches Verfahren unter dem Gesetz. Derselbe Artikel jedoch wurde seit 1868 dazu verwandt, die Personenschaft und späterhin die „Rede“ von Unternehmen zu sichern. Die Sklaverei, so schreibt Best, hinterließ „ihren einzigartigen Skandal der Werte“. [23]

Deana Lawson, „Nation“, 2018

Deana Lawson, „Nation“, 2018

FORENSIK DER NATION

George Floyd: I’m through, I’m through. I’m claustrophobic. My stomach hurts. My neck hurts. Everything hurts. I need some water or something, please. Please? I can’t breathe, officer.
Derek Chauvin: Then stop talking, stop yelling.
George Floyd: You’re going to kill me, man.
Derek Chauvin: Then stop talking, stop yelling, it takes a heck of a lot of oxygen to talk.
George Floyd: Come on, man. Oh, oh. I cannot breathe. I cannot breathe. Ah! They’ll kill me. They’ll kill me. I can’t breathe. I can’t breathe. Oh! [24]

In der Psychoanalyse ist Projektion der Prozess, bei dem die unbewusste Eigenschaft einer Person als einer anderen gehörig imaginiert wird. Es nimmt daher nicht wunder, das antischwarze Rhetorik – unter dem Deckmantel der Verteidigung von Redefreiheit – gegen die Cancel Culture aufruft. Aber in den Vereinigten Staaten und in der weiteren transatlantischen Welt beschreibt wahrhaftige Cancellation oder Annullierung, worunter wir die Begrenzung des Vermögens verstehen, zu sprechen oder am öffentlichen Leben teilzunehmen, die longue durée für Persons of Color. Es war Sklav*innen in vielen Sklavenhalter*innengesellschaften gesetzlich untersagt, zu lesen und zu schreiben. Auch Trommeln war als kommunikative Sprache überall in der Sklaven haltenden atlantischen Welt verboten.

Lynchen ist das Spektakel der Auslöschung von Atem – der Vitalität des Lebens und des Mediums der Äußerung, des Ausrufes, der Rede. Es ist, wie Vanessa Stovall in Bezug auf gewisse scheinheilige Klagen beobachtet hat, die Ur-Annullierung. [25] In der anhaltenden Epidemie der Erstickungstode wird zusammen mit dem Atem auch das Wort abgeschnitten. Der Refrain der protestierenden Stimmen – „I can’t breathe“ – ist die Verstärkung des „Schwarzen Unglaubens, des Verlangens nach anderer Luft“, wie Ashon Crawley sich angesichts dieser Litanei rassifizierter Gewalt ausdrückt. [26] Der Refrain verlangt die Anerkennung einer Wahrheit, die vom Schwarzen Körper erlebt und ausgedrückt wird; dass dieser Körper Beachtung erfährt und gehört wird.

„Ich kriege keine Luft“ signalisiert aber auch das genaue Kalkül des politisch Möglichen, wie es ein ums andere Mal in der Reaktion der Polizei zur Aufführung gelangt: „Wenn du redest, dann atmest du noch. Ich will nichts davon hören“, erklärte Deputy Mechelle Denton gegenüber Willie Ray Banks, der kurz darauf starb. [27] Das ist das Paradox Schwarzer Staatsbürger*innenschaft in einem mit weißer Vorherrschaft gepanzerten Staat: Du hast die Erlaubnis zu atmen, wenn du aufhörst zu reden, aber du kannst nicht beides zugleich tun.

Als wir letzten Sommer George Floyds Ermordung sahen, wohnten wir dem Ruf-und-Antwort-Spiel dieser perversen Äquivokation bei. Floyds Mord wurde zum Zitat: Er rief ein Instrument des Terrorismus auf, das untrennbar mit der Ikonografie der moralischen Appelle und Proteste verbunden ist, die sich durch die Geschichte des Abolitionismus und der Bürgerrechtsbewegung der Vereinigten Staaten zieht. Die Polizei würgt das Sprechen aus Schwarzen Körpern; gebeugte Knie, die um Freiheit flehen; das Knien als stumme Anklage, Trauer, wuterfüllte Widerrede. Der aus all diesen Mündern zusammengesetzte Mund, die sich überlagernden Knie: Verkörperungen des entsetzlichen Experiments der Vereinigten Staaten.

Dave Chappelle: This is my impression of the “Founding Fathers of America” when the Constitution was being written. You ready? Here it goes: “Hurry up and finish that Constitution, n****, I’m trying to get some sleep!”* [28]

Die gegenwärtige Situation verlangt eine Forensik der Nation, keine Idealisierung. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass das Beweismaterial für sich selbst spricht. Wie Eyal Weizman und Thomas Keenan dargelegt haben, bezeichnet Forensik das Forum, auf dem Redner*innen Prosopopöie praktizierten und somit unbelebten Dingen eine Stimme verleihen. [29] Forensik ist eine ebenso rhetorische und ästhetische wie wissenschaftliche Praxis, die Gegenstand und Sprecher*in durch einen Akt der Interpretation aneinander bindet. Das Forum, worin eine solche Interpretation sich entfaltet, ist gleichfalls nicht gegeben, sondern „durch eine Serie verschränkter Performances produziert“, wie Keenan und Weizman schreiben. „Foren versammeln sich gerade um strittige Dinge.“ [30] Eine Forensik der Nation bedeutet darum, sich um das herum zu versammeln, was durch Idealisierung abgewehrt wird: die Verdinglichung von Personen und ihre Partitionierung zum Zweck der Rede.

Deana Lawsons Nation aus dem Jahr 2008 ist eine solche Versammlung: ein Sortiment von Körpern, Requisiten, Performances und gespenstischen Anwesenheiten, die der Betrachter*in ins Fleisch schneiden. Washingtons Zahnprothese grimassiert in der Fotoarbeit aus einem Einschub in der oberen rechten Bildecke, der über der vermeintlichen Diegese der Szene schwebt. Darin sind drei Schwarze Protagonisten in einem Zimmer zu sehen: Zwei der Männer blicken der Betrachter*in frontal vom Sofa aus entgegen; ein Dritter, der einen mit grinsenden Totenköpfen verzierten Schal trägt, ist durch den Bildeinschub von Washingtons Zähnen funktional enthauptet. Einer der sitzenden Männer trägt eine grauenerregende kieferorthopädische Apparatur, deren Bild Lawson in einem Traum erschien. Für das Shooting vergoldete sie das Gerät mit Spritzlack und platzierte es inmitten einer Auswahl von Goldschmuck, den zu tragen sie die Teilnehmer – Hip-Hop-Künstler eigenen Rechts – einlud. Die daraus resultierende Fotografie ist eine aus dieser Begegnung geborene Parafiktion im Zeichen jener „Disjunktionen“, die für den Künstler und Filmemacher Arthur Jafa sowohl die repräsentative Oberfläche des Fotos wie auch die Gesellschaft im Ganzen auszeichnen. [31] Das Bild der Zähne – wie ein grausiges Familienfoto in den goldenen Bildrahmen gesteckt – schließt diese Verkettung des Inkommensurablen zusammen. Das falsche Gebiss mag auf einer physisch getrennten Ebene liegen, dennoch kann die Betrachter*in nicht anders, als es mit dem Mund des Mannes mit dem orthopädischen Apparat in Verbindung zu bringen, wodurch eine Kette zeitlich unmöglicher Kausalitäten entfesselt wird. Sind die morschen Zähne ein Prolog oder eine Heimsuchung? Sind wir das Ziel der Schusswaffe, die sich in der ausgestreckten Hand des anderen Mannes andeutet? Oder sind wir es, die von der anderen Seite des Bildrahmens die Gewalt dieser Aufnahme ausüben?

Jafa hat Lawsons Fotografien als Röntgenbilder beschrieben, die die Oberfläche von Bildern und Gegenständen durchdringen. Sie blicken über die „Oberflächennarben“ hinweg, wie er beobachtet, auf „die Dinge, die typischerweise aus dem Bereich des Gesehenen herausfallen“, obwohl es paradoxerweise das Sichtbare ist, was Fotografie einfängt. [32] Nation: drei Schwarze Männer, überwacht von einem makabren Relikt. Wie verhält sich diese Inszenierung des Gemeinkörpers [body politic] zum Horror dessen, was Politik Schwarzen Körpern antut? Welche Galle und welche Schönheit spuckt dieses Bild? Was zwingt es uns zu sehen?

Theaster Gates, „Bitch I Made This Pot“, 2013

Theaster Gates, „Bitch I Made This Pot“, 2013

DER STOFF DER FLÜCHTIGEN REDE

Lawsons Nation schafft forensischen Mehrwert: Es ist ein Röntgenbild, das Verstrickungen akkumuliert, statt sie zu entfernen; die zahnmedizinischen Gerätschaften erinnern und remixen Prosopopöie als verkörperten Kurzschluss von Sklav*in und Sklavenhalter*in.

Wie aber lässt sich eine Rede eingrenzen, die von der anderen Seite der rechtlichen und körperlichen Trennung aus spricht? Ein afroamerikanischer Töpfer aus dem 19. Jahrhundert namens Dave aus Edgefield, South Carolina, gibt einen Hinweis. Unter Missachtung eines Gesetzes aus dem Jahr 1834, das Sklav*innen und freien Schwarzen das Lesen und Schreiben untersagte, beschriftete Dave mehrere Töpfe mit von ihm selbst verfassten Versen. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass Dave um 1801 geboren wurde, im selben Jahr, in dem Thomas Jefferson seine Antrittsrede als dritter US-Präsident hielt. [33] In dieser Rede umriss Jefferson „die wesentlichen Prinzipien unserer Regierung […], den allgemeinen Grundsatz, nicht jedoch alle seine Beschränkungen“. [34] Die einleitenden Prinzipien verdienen besondere Erwähnung: „Gleiches und exaktes Recht für alle, ungeachtet ihres Standes oder ihrer Überzeugungen, ob religiöser oder politischer Natur; Friede, Handel und aufrichtige Freundschaft mit allen Nationen, verfängliche Bündnisse mit keiner.“ [35] Im Jahr 1857, zehn Jahre nachdem, wie es den Anschein hat, Daves Frau und seine sechs Kinder an einen anderen Eigentümer verkauft worden waren, schrieb er:

I wonder where is all my relations
Friendship to all – and, every nation [36]

Die erste Zeile beschwört das Auseinanderreißen von Daves Familie; in der niederschmetternden Frage ist das Leid aller versklavten Familien und von Millionen entwurzelter Afrikaner*innen, die über den Atlantik verschifft wurden, aufgehoben. Der formelhafte Goodwill der nächsten Zeile versucht, diese Wunde zu versiegeln. Doch indem er als genau jene Beschränkung von Jeffersons Gemeinkörper spricht, verwandelt Dave des Präsidenten isolationistische Vision nationaler Souveränität in eine Artikulation diasporischer Bezüglichkeit, die so weitreichend, verstrickt und innerlich ist wie die Bündnisse es sind, die Jefferson verleugnete.

Aber wer oder was konstituiert die Rede dieser politischen Erwiderung?

Am 31. Juli 1840 gravierte Dave einen Vers in die feuchte Oberfläche eines Tongefäßes, zusammen mit dem Datum:

Dave belongs to Mr. Miles
Wher the oven bakes and the pot biles [37]

Die Rede fällt hier mit ihrem Träger zusammen und trennt, wie jede Schrift, die Worte von ihrem Autor. Aber Daves Verse markieren eine weitere Dislokation, denn er, der Autor, „gehört Mr. Miles“, ganz wie der Topf, den er anfertigt. Die lebensgroßen Ausmaße einiger seiner Gefäße, die oft mit „Dave“ und „L.M.“ (für Lewis Miles) signiert waren, vereinen Körperlichkeit und Verdinglichung am Ort der Enunziation. Wie der Literaturwissenschaftler Michael A. Chaney schreibt, „repliziert das Ding ‚Dave‘ hiermit weitere Dinge mit dem Namen ‚Dave‘ durch einen Prozess der reproduktiven Benennung“, der „das Subjekt, dem seine Signatur einen Namen zu geben sucht, zugleich herbei- und fortruft“. [38]

Durch diese perverse Oszillation zwischen Subjekt und Ding verleiht Dave der Materie Handlungsmacht: Es ist der Ofen, der bäckt, und der Topf, der kocht [boils] – oder spuckt er Galle [biles]? Der Reim ist durch die Leitzeile des Mr. Miles erzwungen. Dass boil in der Kreolsprache Gullah-ähnlich ausgesprochen wird, scheint ebenso Absicht zu sein. [39] Zugleich jedoch geht der Reim spektakulär über seine phonetische Notwendigkeit hinaus. Denn Galle ist die bittere Substanz, die von der Leber abgesondert wird; ihre Farbpalette reicht von Braun über Gelb bis Grün, den alkalischen Glasuren nicht unähnlich, die Dave auf seine Töpferwaren auftrug. Galle ist Teil der mittelalterlichen Humorallehre: Schwarz für Melancholie, Gelb für Ärger und Verstimmung – die anlagebedingten Wirkungen von Cholera und Phlegma. Eine Aufzeichnung, eine Warnung, eine Infektionskette, die von Körpersaft zu Veranlagung läuft, von Subjekt zu Objekt, von Sklav*in zu Sklavenhalter*in und wieder retour.

The bile boils as the oven bakes.

In manchen Etymologien bedeutet Galle [bile] kochen [boil], aber auch Lippe, Rand, Kante, Grenze: die hervorstehende Grenze, die die Öffnung eines Gefäßes oder Körpers markiert; die Grenze, unterhalb derer Dave Verse auf seine Töpfe schrieb. Daves Töpfe sind Lippen ohne Zähne: Sie sprechen, unfrei, in einer materiellen Sprache der radikalen Verweigerung. Seine Rede, die ihm gehört und doch nicht ihm gehört, kalibriert den Rhythmus der Unterwerfung neu und liefert die Wahrheit als Schlag in die Magengrube.

Reiben Sie Ihre Zunge gegen Ihr Zahnfleisch; brodelt es?

Übersetzung: Nikolaus Perneczky

Anmerkungen

[1]Zu Washingtons Verhältnis zu diesen Prothesen siehe Jennifer Van Horn, „George Washington’s Dentures: Disability, Deception, and the Republican Body“, in: Early American Studies: An Interdisciplinary Journal, Bd. 14, 1, 2016, S. 2–47. Washington ließ mehrere Zahnprothesen herstellen und wurde von etlichen Zahnärzten behandelt, darunter John Greenwood, der das Gebisspaar für die Antrittsrede anfertigte, und Jean-Pierre Le Mayeur, an den die im Hauptbuch vermerkten „N****“-Zähne geliefert worden zu sein scheinen. Siehe Mary V. Thompson, The Only Unavoidable Subject of Regret: George Washington, Slavery, and the Enslaved Community at Mount Vernon, Charlottesville 2019, S. 229. Siehe auch Beatriz E. Balanta/Mary Walling Blackburn, „Sticky Notes, Part B (4–17)“, in: e-flux journal, 94, 2018.
[2]Malvin E. Ring, „John Greenwood, Dentist to the President Washington“, in: California Dental Association Journal, Bd. 38, 12, 2010, S. 847–851.
[3]George Washington, Ledger B, 1772–1793, May 8, 1784, S.179, Library of Congress, zitiert nach Kathryn Gehred, „Did George Washington’s False Teeth Come From His Slaves?: A Look at the Evidence, the Responses to That Evidence, and the Limitations of History“, The Washington Papers, Blog, University of Virginia, Oktober 2016, https://washingtonpapers.org/george-washingtons-false-teeth-come-slaves-look-evidence-responses-evidence-limitations-history/#_edn1.
[4]Zu Sklaverei und sprechender Ware siehe Fred Moten, In The Break: The Aesthetics of the Black Radical Tradition, Minneapolis 2003, S. 6. Siehe auch Lynn Festa, Sentimental Figures of Empire in Eighteenth-Century Britain and France, Baltimore 2006.
[5]Offener Brief der Fakultät von Princeton an die Universitätsverwaltung, 4. Juli 2020, https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfPmfeDKBi25_7rUTKkhZ3cyMICQicp05ReVaeBpEdYUCkyIA/viewform.
[6]Joshua Katz, „A Declaration of Independence by a Princeton Professor“, in: Quillette, 8. Juli 2020, https://quillette.com/2020/07/08/a-declaration-of-independence-by-a-princeton-professor/.
[7]„Two Women, a Man and Three Children“, in: Pennsylvania Journal, 31. Juli 1766, zitiert nach The Princeton & Slavery Project, https://slavery.princeton.edu/sources/two-women-a-man-and-three-children.
[8]Zur Unterscheidung zwischen Körper und Fleisch/Haut [flesh] siehe Hortense J. Spillers, „Mama’s Baby, Papa’s Maybe: An American Grammar Book“, in: Diacritics, Bd. 17, 2, 1987, S. 64–81.
[9]Paul Preciado, „When Statues Fall“, in: Artforum, Bd. 59, 3, 2020.
[10]White House, „Remarks by President Trump at the White House Conference on American History“, National Archives Museum, Washington, D.C., 17. September 2020, https://trumpwhitehouse.archives.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-white-house-conference-american-history/.
[11]White House, „Executive Order on Building and Rebuilding Monuments to American Heroes“, White House, Washington, D.C., 3. Juli 2020, https://trumpwhitehouse.archives.gov/presidential-actions/executive-order-building-rebuilding-monuments-american-heroes/.
[12]Executive Order No. 13,934 (July 3, 2020), 85 FR 41165, https://www.federalregister.gov/d/2020-14872.
[13]Zu partus sequitur ventrem siehe Jennifer L. Morgan, „Partus sequitur ventrem: Law, Race, and Reproduction in Colonial Slavery“, in: Small Axe, Bd. 22, 1, 2018, S. 1–17. Wie Morgan bemerkt, war die nordamerikanische Anspielung auf den lateinischen Begriff für das Gesetz zur Reproduktion von Sklav*innen ein Echo der Verwendung desselben in der iberischen Sklav*innengesetzgebung, insbesondere in Siete Partidas unter Alfonso X.
[14]William Frank, „Caesar Rodney Patriot: Delaware’s Hero for All Times“, Wilmington 1975, https://archives.delaware.gov/wp-content/uploads/sites/156/2017/05/CeasarRodneyPatriot.pdf.
[15]U.S. Capitol Police, „Statement of Steven Sund, Chief of Police, Regarding the Events of January 6, 2021“, Pressemitteilung, 7. Januar 2021, https://www.uscp.gov/media-center/press-releases/statement-steven-sund-chief-police.
[16]Teresa M. Bejan, „The Two Clashing Meanings of ‚Free Speech‘“, in: Atlantic Monthly, Dezember 2017. Erwin Chemerinsky und Howard Gillman bieten eine hilfreiche Geschichte von Begriffen und Gebräuchen der Redefreiheit, wobei sie den Präzedenzfall der entstehenden Vereinigten Staaten im englischen Recht und Ideenreich vom Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts verorten, in ihrem Free Speech on Campus, New Haven 2017, S. 29.
[17]Michel Foucault, „Discourse and Truth“ und „Parrhesia“, hg. von Henri-Paul Fruchaud/Daniele Lorenzini, Chicago 2019.
[18]Zitiert nach Chemerinsky/Gillman, Free Speech on Campus, S. 82.
[19]Stephen M. Best, The Fugitive’s Properties: Law and the Poetics of Possession, Chicago 2004, S. 37f.
[20]Ebd., S. 9.
[21]Ebd., insbesondere das erste Kapitel, „Fugitive Sound: Fungible Personhood, Evanescent Property“, S. 29–98.
[22]Zur aktuellen Diskussion über die Einbettung der Drei-Fünftel-Klausel in die Logik des Electoral College siehe u. a. Akhil Reed Amar, „Actually, the Electoral College Was a Pro-Slavery Ploy“, in: New York Times, 6. April 2019; Alan Singer, „Slavery and the Electoral College: One Last Response to Sean Wilentz“, in: History News Network, 21. April 2019, https://historynewsnetwork.org/article/171783.
[23]Best, The Fugitive’s Properties, S. 13.
[24]Der Bundesstaat Minnesota vs. Derek Michael Chauvin. Bodycam-Transkript „Axon_Body_3_Video_2020-5-25_2008“, Beweisstück der Verteidigung 2, Fall 27-CR-20-12951, S. 16, https://int.nyt.com/data/documenthelper/7070-exhibit-final07072020/4b81216735f2203a08cb/optimized/full.pdf#page=1.
[25]Vanessa Stovall, „The Haunting of Joshua T. Katz: On Tantric Mammification and Liquid Symptoms“, in: Medium, 11. Juli 2020.
[26]Ashon T. Crawley, Blackpentecostal Breath: The Aesthetics of Possibility, New York 2016, S. 2.
[27]Mike Baker/Jennifer Valentino-DeVries/Manny Fernandez/Michael LaForgia, „Three Words. 70 Cases. The Tragic History of ‚I Can’t Breathe‘“, in: New York Times, 29. Juni 2020.
[28]Dave Chappelle, Sticks and Stones, Stan Lathan (Regie), Netflix, 26. August 2019, 504.
[29]Eyal Weizman, „Forensic Architecture: Only the Criminal Can Solve the Crime“, in: Radical Philosophy, 164, 2010, S. 9–24; Thomas Keenan/Eyal Weizman, Mengele’s Skull: The Advent of Forensic Aesthetics, Berlin 2012.
[30]Keenan/Weizman, Mengele’s Skull, S. 29.
[31]Deana Lawson/Arthur Jafa, „A Match Made in Heaven: Deana Lawson and Arthur Jafa on Destiny, Intuition, and Influence“, in: Garage Magazine, 15, 2018. Siehe auch Deana Lawson, „Deana Lawson’s Nation“, Interview von Roxana Marcoci, in: MoMA Magazine, 9. Juli 2019; Helen Molesworth, „Deana Lawson at Sikkema Jenkins“, in: Artforum, 4, 2018, S. 150–153; und Anna Arabindan-Kesson, „Seeing Empire“, in: Panorama: Journal of the Association of Historians of American Art, Bd. 6, 1, 2020.
[32]Lawson/Jafa, „A Match Made in Heaven“.
[33]I Made This Jar: The Life and Works of the Enslaved African-American Potter, Dave, Ausst.-Kat., hg. von Jill Beute Koverman, McKissick Museum, Columbia, 1998; Leonard Todd, Carolina Clay: The Life and Legend of the Slave Potter Dave, New York 2008.
[34]Zu Daves Verhältnis zu Jeffersons Antrittsrede siehe Jon Woodson, „Beneath Notice: A Social Philology of the Poetry of Dave the Potter“, in: Michael Chaney (Hg.), Where Is All My Relation? The Poetics of Dave the Potter, Oxford 2018, S. 177–192.
[35]Thomas Jefferson, „First Inaugural Address“, 4. März 1801, zitiert nach https://avalon.law.yale.edu/19th_century/jefinau1.asp.
[36]Siehe Katalogeintrag 21 in Koverman, I Made This Jar, S. 97.
[37]Katalogeintrag 10 in Koverman, S. 96.
[38]Michael A. Chaney, „The Concatenate Poetics of Slavery“, in: Where Is All My Relation?, S. 121, 112.
[39]Lorenzo Dow Turner, Africanisms in the Gullah Dialect, Columbia 2002, S. 21.