Cookie Warnung
Für statistische Zwecke und um bestmögliche Funktionalität zu bieten, speichert diese Website Cookies auf Ihrem Gerät. Das Speichern von Cookies kann in den Browser-Einstellungen deaktiviert werden. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Akzeptieren

Nairy Baghramian, "Zum Lumpen-Eck", 2007

Nairy Baghramian

Zum Lumpen-Eck (2007)

In ihren Skulpturen mobilisiert die in Berlin lebende Künstlerin Nairy Baghramian die Formensprachen und Aspirationen des Modernismus. Dabei werden formalistische Gestaltungselemente in den Kontext einer kritischen Auseinandersetzung mit den sozio-politischen Implikationen des historischen Projekts einer umfassenden Gestaltung des Alltagslebens gestellt. Die Dialektik zwischen einem künstlerischen Anspruch auf Autonomie und dem emanzipatorischen Vorhaben, unter ästhetischen Prämissen in gesellschaftliche Realität intervenieren zu können, wird so zum konzeptuellen Ausgangspunkt von Werkentwürfen, in denen die Fragilität der Konstruktion in ein Spannungsverhältnis zum buchstäblichen Gewicht der verwendeten Materialien tritt. Für ihren Beitrag zu den diesjährigen „Skulptur Projekten“ in Münster hat Baghramian etwa unter dem Titel „Entr’acte“ in Bahnhofsnähe ein in seiner Statik- labil wirkendes, an einen Paravent erinnerndes Gebilde aus Metall, Beton, Kunststoff-plane und Spiegelglas produziert, auf dem im Laufe der Ausstellung zunehmend „Tags“ und Graffiti zu sehen waren, die auf den sozialen Raum verwiesen, in den die Arbeit gestellt worden war und gegen den sie sich als „Fremdkörper“ zu behaupten hatte. Für ihre Edition für Texte zur Kunst hat Nairy Baghramian eine Skulptur mit dem Titel „Zum Lumpen-Eck“ konzipiert, in der sich zwei auf den ersten Blick gegensätzliche bildhauerische Parameter der Moderne begegnen: eine auf dem Boden positionierte amorphe weiße Aufschüttung aus Gips wird mit einem schwarz glänzenden, aufrecht gestellten Winkel aus Metall kombiniert. Über diesen Kontrast hinaus wirft Baghramian in diesem vage einen häuslichen Gebrauchsgegenstand evozierenden Arrangement die Frage nach dem Werkstatus von „Resten“ auf. In ihrer spezifischen Form changieren die jeweils einzigartigen Formationen aus Gips zwischen Zufallsprodukten und kontrollierter Gestaltung und rufen darüber hinaus das Moment von Kontingenz auf, das traditionell jenen überschüssigen Elementen im Entstehungsprozess zugeschrieben wird, die nicht als integraler Bestandteil künstlerischer Arbeiten gelten – im Sinne der Bataille’schen Ökonomie der „Verschwendung“ jedoch umso bedeutsamer sind. Entsprechend scheint die schwarze Metallkonstruktion in Baghramians Skulptur den hier eigens produzierten Rest gleich Lumpen aufzusammeln, um ihn der drohenden Entsorgung als vermeintlichen Exzess zu entziehen.

Für Texte zur Kunst hat Nairy Baghramian eine Skulptur mit dem Titel „Zum Lumpen-Eck“, 2007, entwickelt. Die Arbeit besteht jeweils aus einer gegossenen Gipsformation mit den Maßen von ungefähr 9 x 39 x 48 cm, deren Unterseite mit Laminierharz bestrichen ist, und einem pulverlackierten abgekanteten Stahlblech mit den Maßen 70 x 18,5 x 30 cm. Sie liegt in einer Auflage von 30 +6 Künstlerinnenexemplaren vor.