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98_H.Zobernig_Edition

Heimo Zobernig

ohne Titel (2015)

Den österreichischen Künstler Heimo Zobernig muss man den Lesern und Leserinnen von Texte zur Kunst kaum vorstellen; und um seine neue Edition – einen schwarzen Würfel aus Karton und Kunstharz – einordnen zu können, muss man nicht weiter als bis Venedig blicken: In den Giardini hat Zobernig für die diesjährige Biennale die charakteristische Architektur des österreichischen Pavillons mit seinen gefliesten Böden, hellen Oberlichtfenstern und klassischen dreifachen Rundbögen zum Verschwinden gebracht, indem er ihn mit schwarzen Sperrholzplatten ausgelegt und die obere Partie mit einer schwarzen monolithischen Konstruktion ausgefüllt hat. Dass Zobernig alle Register abdeckt, darf auch als treffende Metapher für sein Werk stehen. Seine Formreflexionen verfolgt er mit beeindruckender Beharrlichkeit, die dabei nie zur Didaktik erstarrt (wie sich in seinen mittlerweile drei Editionen für Texte zur Kunst zeigt, die mit Varianten des schwarzen Quadrats spielen).

Im gewellten Ausgangsmaterial des Kubus mag man nun womöglich einen Verweis auf die markante und einst umstrittene Kannelierung der Fassade des österreichischen Pavillons erkennen, oder in der alles Licht und jede Farbe schluckenden Schwärze eine analoge Geste zu seiner Verschleierung dieser protomodernistischen Säle. Tatsächlich ist die Arbeit eine Wiederauflage eines Unikats von 1991. Zobernig, heißt es, arbeitet mit lakonischer Genauigkeit, und doch ist es dem/der Betrachter/in selbst überlassen, worin genau die Pointe besteht. Hat der Künstler mit dieser unbetitelten „black box“ ein Theater oder ein Mausoleum errichtet, einen Datenschreiber oder eine heilige Kaaba geschaffen? In jedem Fall ist sie so dimensioniert, dass sie gut in der Hand liegt.

Kunstharzlack, Karton, 10 x 10 x 10 cm, Auflage: 80 + 20 A.P., auf der Unterseite nummeriert und signiert.