Cecily Brown
The 5 Senses (2025)
Cecily Browns Gemälde sprechen mit ihren erotischen Sujets, ihrem gestischen Farbauftrag und ihrem körperlich anmutenden chromatischen Spektrum die Sinne an. Auch der Titel ihrer dritten Edition für TEXTE ZUR KUNST, „The 5 Senses“, scheint dieses Abzielen auf sinnliche Effekte explizit zu machen. Inspiriert ist das aus satten Pinselstrichen mit viel weißer Farbe konstruierte Motiv von der Reihe „Die fünf Sinne“ (1617–18), einer Kollaboration zwischen Jan Brueghel dem Älteren und Peter Paul Rubens. Die fünf Ölgemälde zeigen eine allegorische Frauengestalt, ausgeführt von Rubens, an prunkvollen Schauplätzen, die Brueghel detailreich nach dem Vorbild des Hofes der Spanischen Niederlande gemalt hat. Die im Original separat voneinander dargestellten fünf Sinne werden bei Brown visuell miteinander verschmolzen. Zugleich deutet die Künstlerin die unterschiedlichen Attribute der Vorlage piktorial an: Am unteren Bildrand sind ein Saiteninstrument, mittig ein Brunnen (im Original von „duftenden“ Blumen umgeben), eine Schale mit Austern und Hummer erkennbar; links, was der Globus aus der Allegorie „Sehen“ sein könnte.Viele Rezensionen von Browns großer Retrospektive im Metropolitan Museum of Art 2023 hoben die Bedeutung des Sehakts hervor. „The 5 Senses“ jedoch demonstriert sichtbar eine Simultanität der Sinne im Rahmen von Malerei. Auf dieser Simultanität zu bestehen, ergibt auch insofern Sinn, als Browns Bilder die Körperlichkeit der Malerei ebenso in den Fokus rücken wie den körperlichen Akt des Malens selbst. Nicht zuletzt läuft die Behauptung einer Malerei, die alle fünf Sinne aktiviert, auch auf eine humorvolle Reklamation ihrer Omnipotenz hinaus.