Heimo Zobernig
ohne Titel (2025)
Diesem wie jedem Würfel ging ein anderer voraus. Die Form ist wohlbekannt, muss nicht umrundet, um erfasst zu werden, weshalb sie bereits für die Minimal Art von Interesse war: Ein Objekt, das immer gleich, aber nie dasselbe ist. Das abstrakte Quadrat suggerierte das Ende der Malerei; der Würfel implizierte einen Neuanfang in der Skulptur.Variation und Wiederholung sind zentrale Motive im Werk von Heimo Zobernig, der bereits 2015 einen kleinen schwarzen Würfel als Edition für TEXTE ZUR KUNST produziert hat. Aber auch jener Kubus war nicht der erste, sondern eine handliche Variante des raumfüllenden Würfels, der seit den Neunzigern zum Vokabular des Künstlers gehört. Die Wiederholung zu wiederholen ist hier künstlerische Strategie. Die pechschwarze Farbe des Kubus lässt an Qual und Unglück (vom Teeren und Federn bis zum Ölleck) denken. Und doch ist diese eine lustvolle Geste: Wenn die Würfel einmal so erfolgreich gefallen sind wie für Zobernig, kann man gar nicht anders, als sie immer wieder aus dem Ärmel zu schütteln. Sind die Kuben der Minimal Art von industriell hergestellten Oberflächen und hochwertigen Materialien gekennzeichnet, verneint Zobernigs schwarzer Würfel ein solches Pathos. Der lackierte Karton behauptet seine Wertigkeit nicht durch das Material, sondern den Arbeitsaufwand, der darin enthalten ist, ihn so ausgesetzt und uneben wie einen rostigen Stahlkubus aussehen zu lassen. Doch nur weil es einmal anders und dann noch mal anders ist, ist es nicht wieder das Gleiche: Dieser Würfel hat mehr Glanz als sein TZK-Vorgänger, mehr Brillanz und mehr Reflexion, in der die Betrachter*in sich spiegeln kann.