Cookie Warnung
Für statistische Zwecke und um bestmögliche Funktionalität zu bieten, speichert diese Website Cookies auf Ihrem Gerät. Das Speichern von Cookies kann in den Browser-Einstellungen deaktiviert werden. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Akzeptieren

Christine Wang, „Kim Kardashian“, 2021

Christine Wang

Kim Kardashian (2021)

In einer Praxis, die man als tautologischen Impuls beschreiben könnte, entnimmt die US-amerikanische Künstlerin Christine Wang ihr visuelles Material einer riesigen Bibliothek digitaler Memes, um mit den dieser ästhetischen Setzung innewohnenden Spannungen zu spielen und durch die Betonung ihrer ästhetischen Legitimität Trennlinien zwischen Hoch- und Massenkultur zu untergraben. Wang setzt Memes auf eine Art und Weise ein, die in scharfem Gegensatz zu deren üblichem Gebrauch steht und sonst nur gefundenen Objekten zuteilwird: Sie reproduziert sie peinlich genau von Hand, wobei sie die Sättigung verstärkt und auf jeden Pixel achtet – ein Trompe-l’œil für die digitale Welt. Wangs Edition für TEXTE ZUR KUNST zeigt ein Bild der weinenden Kim Kardashian, das weite Verbreitung fand, hier in großen Lettern mit „I MISS WORKING“ überschrieben. Mit der Netzkultur Vertraute erkennen darin sofort ein bekanntes Motiv aus dem Memkanon. Wangs Neuauflage liest sich wie eine Antwort auf die Ereignisse des vergangenen Jahres, besonders auf die Erfahrung, den Job zu verlieren oder im Homeoffice festzusitzen. Insofern unterstreicht es aber auch die wachsende gesellschaftliche Ungleichheit: Die einen genießen den Luxus und das Privileg, zu Hause zu arbeiten, andere dagegen gelten als „unabkömmlich“ und zugleich als entbehrlich. Kims schmerzverzerrter Gesichtsausdruck mag Sympathie wecken oder zur Identifikation mit ihrer Erschöpfung einladen, aber wie alle von Wangs Memen ist „Kim Kardashian“ auch abstoßend und verkörpert darin die verstörende Mischung aus Euphorie, Zynismus und Heuchelei, die so vieles von dem ausmacht, was durch den Äther geschickt wird.