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Luc Tuymans, "Egypt, 2003" (2005)

Luc Tuymans

Egypt, 2003 (2005)

Die Bildwelten des belgischen Künstlers Luc Tuymans scheinen wie in einem Dämmerungszustand ungreifbar verschleiert und wirken dabei phantomhaft distanziert. Mit seinem figurativen Idiom schafft Tuymans sanfte, dichte Oberflächen, die sich spannungsvoll zu den oft aufgeladenen Bildmotiven verhalten. In mehrteiligen Projekten und Zyklen interessiert sich Tuymans für religiöse, kunsthistorische und politische "Themen" - insbesondere für solche, die als "schwer darstellbar" gelten, wie die belgische Kolonialgeschichte, der Holocaust, die Passion Christi oder der flämische Nationalismus. Die offen liegenden Inkohärenzen dieser Reihung sucht der Maler geradezu. Dabei verpflichtet er sich weniger einer linearen Geschichtswiedergabe als vielmehr der Darstellung komplexer Zusammenhänge über fragmentarische Erzählungen und selektive Erinnerungen. Der spezifische Horror zeigt sich dann oft in einer Unvollständigkeit, die auch die malereiimmanente Frage nach Methoden und Repräsentationen von Darstellung und Darstellbarkeit reflektiert. Luc Tuymans ist ein erfolgreicher Vertreter jener Generation, die sich der Malerei zuwandte, als man ihr nicht allzu viel Wirkkraft zusprach - mit der künstlerischen Absicht, das vermeintliche Unvermögen des Bildes, Komplexitäten angemessen zu vermitteln, zu hinterfragen.

Zur Bildfindung und -formulierung dienen Tuymans Vorlagen aus Fernseh- und Zeitungsbildern sowie Fotografien. Oft tauchen sie in seiner Malerei in isolierten Ausschnitten wieder auf, so auch in der Edition, die er für "Texte zur Kunst" entworfen hat. Der Siebdruck mit dem Titel "Egypt, 2003" basiert auf einer Abbildung des Treffens zwischen Colin Powell und Hosni Mubarak im Oktober 2003 in Sharm El Sheik, bei dem der ägyptische Präsident die nachhaltige Unterstützung der Amerikaner für die Umsetzung des palästinensisch-israelischen Roadmap-Friedensprogramms forderte. In Tuymans’ Neufassungen des Medienbildes stehen aber nicht die beiden Protagonisten im Vordergrund, sondern vielmehr der namenlose Ort des medial inszenierten Treffens selbst. Die Kommunikation zwischen den beiden Staatsmännern ist nur durch zwei anonyme, in das Bild hineinragende Hände angedeutet, von denen eine in einer gestischen Bewegung verharrt. Die Bedeutung der Malerei im Zusammenhang mit einer aktuellen Visualität entwickelt sich hier aus einer Verfremdung und Distanziertheit, die sich als spannungsvolles Moment zur Realität aufbauen.