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Martha Jungwirth, “Untitled (Maja I)”, 2025

Martha Jungwirth

Untitled (Maja I) (2025)

Martha Jungwirths Arbeit „Untitled (Maja I)“ (2022), die die Malerin als Motiv für ihre erste TEXTE ZUR KUNST-Edition gewählt hat, ist in mehrfacher Hinsicht ­hybrid. Zunächst vermischen sich in der gestisch abstrahierten Figur zwei historische ­Referenzen: Während die fleischfarbene Palette auf Francisco de Goyas umstrittenes Aktporträt „La maja desnuda“ (1795–1800) verweist, implizieren angedeutete ­Kleidungsstücke wie die rosafarbene Schärpe und die gelben Schuhspitzen auch deren bekleidete Nachfolgerin, „La maja vestida“ (1800–07). Die radikale Reduktion, der Jungwirth Goyas Motive unterzieht, macht sie zudem zu einem Mischwesen aus Mensch und Tier – ein Eindruck, den die formale Herauslösung der Liegenden und ihr Schwebezustand auf sandfarbenem Grund unterstreichen. Die Füße der förmlich ­zerfließenden Figur werden zu Flossen; die Arme, die bei Goya die laszive Komponente der Pose betonen, sind bei Jungwirth zu den Scheren eines Skorpions mutiert, womit die Figur an die sogenannten lebenden Fossilien aus ihrer Serie „Australidelphia“ (2020) erinnert. Jungwirths „Maja“, die im Original Teil einer Reihe dreier großformatiger Gemälde ist, suggeriert auf den ersten Blick eine archaische Animalität, die jedoch nicht als Regression zu verstehen ist, sondern vielmehr als malerische Transgression. Im Gegensatz zur Abstraktion der Moderne bleibt Jungwirths Malerei allerdings auf die Wirklichkeit bezogen und rekonfiguriert unsere Beziehung zu einer Realität, deren vermeintlicher Fortschritt sich mit zunehmender Unterjochung der Natur durch den Menschen als Rückschritt erweist. Anstatt auf einen Urzustand bezieht sich „Untitled (Maja I)“ auf die unstete Konstitution des postmodernen Subjekts und fordert somit jene Rollenbilder heraus, an denen Goya kaum zu rütteln vermochte.