Pamela Rosenkranz
Jade Object (Affect Loop) (2025)
Pamela Rosenkranz’ erste Edition für TEXTE ZUR KUNST porträtiert ein Objekt, das vertraut erscheint und zugleich jede klare Zuordnung suspendiert. In eine jadeartige Materialität gefasst und von rosafarbenem Licht modelliert, oszilliert die Rückenfigur zwischen mineralischer Kostbarkeit und digitaler Künstlichkeit. Jade – ein Mineral mit ritueller und kulturgeschichtlicher Aufladung – trifft hier auf die artifizielle Ästhetik industrieller Fertigung und postfotografischer Bildproduktion. Die Komplementarität von Grün und Rosa lässt ein Spannungsfeld entstehen, das physiologische Reaktionen hervorruft. Mit Fokus auf die Schnittstelle zwischen kognitiven Dispositionen und kulturellen Projektionen folgt Rosenkranz der Frage, wie Bilder biologische Programme aktivieren. Ihre Praxis erkundet kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit und Fürsorge sowie Reflexe, die sich evolutionär herausgebildet haben und heute im Konsum- und Medienraum strategisch genutzt werden. In diesem Kontext ist „Niedlichkeit“ keine beiläufige Eigenschaft, sondern Teil eines Systems affektiver Steuerung, das Nähe und Abhängigkeit erzeugt. Die glatte Oberfläche des Objekts in Rosenkranz’ Edition entzieht sich narrativen Deutungsversuchen und lenkt den Blick auf Mechanismen, die unsere Wahrnehmung strukturieren: Farbreize, ikonische Silhouetten, die Erweiterung von Objekten durch Projektion. So aktiviert das Motiv jene Hirnareale, die weniger der Interpretation als vielmehr der Reaktion dienen. Zwischen archaischem Trieb und kapitalistischer Konditionierung entsteht ein Terrain, in dem Instinkt und Imagination in eins fallen und die Frage nach Repräsentation zur Disposition steht: Was wird hier gesehen – und was lediglich getriggert?
