Rita Ackermann
Splits in Chalk (print) (2025)
Während Rita Ackermann an ihrer Serie „Splits“ (2023/24) arbeitete, die eine horizontale Dreiteilung der Bildfläche in „Screens“ vereint, kehrte sie zu einer unvollendeten Leinwand ihrer „Chalkboard Paintings“ (2013–2018) zurück. Für diese Bilder trug die Künstlerin Kreide auf eine Grundierung aus Tafelfarbe auf und entfernte sie anschließend großflächig mit malerischen Gesten, die ungeachtet der fragilen Materialität des Kalks körperliche Anstrengung erforderten. Dennoch bleiben einige der fein gezeichneten Figuren zwischen den weißen Kreideschleiern erkennbar: In der rechten unteren Ecke von „Splits in Chalk“, dem Motiv von Ackermanns Edition für TEXTE ZUR KUNST, liegen sich zwei sitzende Menschen in den Armen. Diese nymphenhaften Figuren lassen sich nicht nur bis zu Édouard Manets „Le Déjeuner sur l’herbe“ (1863) zurückverfolgen, sondern – mit Aby Warburgs „Bilderatlas“ – bis zu antiken Sarkophagen.Formal ähnlich gefasst, treten die weiblichen Figuren in Ackermanns „Who Are We? Was sind wir? Where Did We Come From?“ (1994) im „skinny waif“-Look auf. Diese Interpretation von Paul Gauguins Tahiti-Tableau stellte das New Museum in einem Fenster aus, kurz nachdem die ungarische Künstlerin nach New York gezogen war. Wie sie sich jüngst erinnerte, war sie mit dem Vorsatz gekommen, ihrer Kunst Sichtbarkeit zu verschaffen – seine erfolgreiche Umsetzung führte jedoch zu dem Wunsch, ihr charakteristisches visuelles Vokabular zu verstecken. An diesem Spiel mit Wahrnehmung und Verschwinden hält Ackermann fest: In „Splits in Chalk“ löscht das Fries aus abstrakten Körpern, die mit schweren Schichten weicher Pastellfarben geformt und mit kräftigen schwarzen Konturen umfasst sind, die an die Umrisse einiger Akte von Henri Matisse erinnern, einen Teil des zugrunde liegenden „Chalkboard Painting“ aus.