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Hanna Magauer

APROPOS DEUTSCHE NEIDKULTUR

Natalie Wynn / ContraPoints, „Opulence“, 2020, Filmstill

Natalie Wynn / ContraPoints, „Opulence“, 2020, Filmstill

Den Vorwurf, dass marginalisierte und rassifizierte Personen aus ihren Diskriminierungserfahrungen Kapital schlagen würden, liest man auf Twitter und anderen Onlineplattformen täglich. Dabei ist ein „All lives matter“-Schema zu beobachten, in dem Rassismus als Thema für überholt erklärt wird. Eine ähnliche Logik wird von rechter Seite häufig im Zusammenhang mit politischer oder wissenschaftlicher Aufklärungsarbeit bemüht: Wenn etwas ein Geschäftsmodell ist, wenn die betreffende Person also mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreitet, dann ist sie folglich auch inhaltlich korrumpiert. Neidgefühle auf die symbolische wie finanzielle Anerkennung vermeintlich sichtbarer Positionen sind keine Seltenheit im „deutschen Neiddiskurs“, für den die Kunsthistorikerin Hanna Magauer eine eigentümliche Rhetorik der Unterstellung verzeichnet.

Während ich, auf meinem Menschenrecht auf Urananreicherung bestehend, Uran anreichere, um es sehr friedlich zu nutzen, denke ich über all die neidvollen Kommentare nach, die meine erfolgreiche Anreicherung mit sich bringen wird. [1] – Sibylle Berg

Mindestens alle paar Jahre kann man in den großen deutschen Tageszeitungen und Politmagazinen eine Welle von Kommentaren zur sogenannten Neiddebatte lesen – z.B. aus Anlass des kürzlich gescheiterten Berliner Mietendeckels, dessen Unterstützer*innen angeblich aus Missgunst gegenüber Vermieter*innen und deren wohlverdienter Altersvorsorge handeln würden; oder in Bezug auf die Impfpriorisierung; oder die Reichensteuer; oder die Hohenzollern. [2] Wie Sibylle Berg es in der oben zitierten Kolumne karikiert, scheint es manchmal, als ob jedes Thema der Ungleichheit oder des Machtgefälles potenziell zum Auslöser von Neid erklärt werden kann; wobei es dann doch oft die Topverdiener*innen sind, die Gegenstand dieser Kommentare werden. Die Debatte läuft dabei immer wieder ähnlich ab: Zunächst werden strukturelle Ungleichheiten von Einzelnen kritisiert. Darauf folgt der Vorwurf, diese seien ja nur neidisch. Damit soll die ganze Debatte schnell als ungerechtfertigt vom Tisch gewischt werden, inklusive aller größeren politischen Zusammenhänge. Das Ergebnis ist eine thematische Umlenkung, nach der vor allem über Neid gesprochen und in verschiedenen Ausführungen darüber lamentiert wird, wie er hier den Diskurs lähme. [3] Diese Neidkultur sei schon etwas sehr Deutsches, liest man dann immer wieder, nein, in Amerika gebe es so etwas nicht.

Ich will hier ein paar Gedanken zur sogenannten deutschen Neidkultur formulieren – einen weiteren Kommentar auf die Kommentare also –, und das vor allem anhand von Beispielen aus den Onlinekolumnen deutscher Tageszeitungen und Feuilletons, aber auch aus Sozialen Medien wie Twitter und YouTube. Die besagte Individualisierung des Diskurses ist diesen medial eingeschrieben: Wenn hier einzelne Personen Kritik üben oder sich in irgendeiner anderen Form zu einem Thema äußern, tun sie dies meist unter Verwendung ihrer Klarnamen oder mit ihren realen Körpern vor häufig in den eigenen Wohnräumen platzierten Kameras; Argumente werden oft „hochsituativ und personalisiert“ [4] geäußert, Antworten folgen innerhalb kürzester Zeit und sind nicht selten ad hominem gerichtet; durch Klickzahlen und Likes werden sie direkt von Leser*innen bestätigt und miteinander quantitativ vergleichbar gemacht. Der individualisierende Zuschnitt der Neiddebatte findet in diesen Medien eine gewisse Entsprechung.

NEID UND SICHTBARKEIT

Um einen alternativen Blick auf die deutsche Neiddebatte zu versuchen, nehme ich zunächst einen Umweg über den Kanal einer US-amerikanischen YouTuberin: Natalie Wynn alias ContraPoints geht in ihrem Videoessay Opulence auf den aus deutscher Sicht so neidbefreiten American Dream ein. [5] In dem Ende 2019 veröffentlichten Video, das Referenzen von Hip-Hop und Ball Room Culture über Donald Trumps Opulenzästhetik bis hin zu Gothic Novels spannt, beschreibt sie unter anderem, wie ein Kalkül des Neidmanagements die oberen Klassen tendenziell dazu gebracht habe, ihren Reichtum zu kaschieren: „[W]here envy goes, the guillotine follows, or at least vindictive taxation. This is why the experienced rich know to tone down the opulence, build a nice high wall around their properties, and make a lot of high-profile charitable donations.“ [6] Man könne dies auch die „public relations of success“ nennen, also ein „envy management“, in dem es vor allem um den richtigen Grad der Sichtbarkeit von Reichtum und Privilegien geht – nicht um ihre Infragestellung. Damit erkläre sich z. B. auch, warum Donald Trumps protziges Zurschaustellen seines Reichtums ihm von seinen Wähler*innen selten zum Vorwurf gemacht wurde: „Trump behaves like a prole who won the lottery – so there’s actually something kind of relatable, un-snobbish, and even pseudo-democratic about the golden faucets.“ [7] Solange der Erfolg eines Individuums das Versprechen oder auch nur die Illusion berge, für andere wiederholbar zu sein, seien von dieser Seite kaum allzu aggressive Äußerungen von Neid zu erwarten.

Zentral für meine Argumentation sind allerdings nicht so sehr die Klassenrelationen des bröckelnden American Dreams sondern vielmehr die Fragen der Sichtbarkeit und der Vermittlung, die Wynn hier aufwirft. Sie sind, wie sie bemerkt, auch in Hinblick auf die Onlineauftritte von YouTuber*innen und anderen im Internet sich öffentlich positionierenden Personen von Belang. Denn die wachsende Sichtbarkeit im Netz und die damit gesteigerte Mitsprache – und bei erfolgreicher Monetarisierung der Inhalte auch das zunehmende Einkommen – machten ein solches envy management überhaupt erst notwendig. Wynn betrifft dies direkt: Als weiße Trans*-Frau, die durch ihre Tätigkeit als YouTuberin sowohl ein nach eigenen Angaben sehr gutes Einkommen als auch eine große mediale Reichweite hat – zum Zeitpunkt, zu dem ich diesen Text verfasse, hat sie 1,35 Millionen Abonnent*innen –, befindet sie sich ebenfalls in einer zwar anerkannten, aber auch potenziell beneideten Position. [8] In ihren Videos, die sich irgendwo zwischen kulturwissenschaftlichem Essay, YouTube-Vlog und theatraler Kostümshow bewegen und oft die Länge von akademischen Vorträgen haben, thematisiert sie immer wieder die Verstrickungen von Privilegien, Sichtbarkeiten und Marginalisierungen in den Debatten der digitalen Trans*-Community. [9]

Simon Fujiwara, „A Dramatically Enlarged Set of Golden Guillotine Earrings Depicting the Severed Heads of Marie Antoinette and King Louis XVI“, 2019

Simon Fujiwara, „A Dramatically Enlarged Set of Golden Guillotine Earrings Depicting the Severed Heads of Marie Antoinette and King Louis XVI“, 2019

Was Wynn in ihrer Analyse treffend verbindet, ist Sichtbarkeit auf der einen Seite und ökonomische Situierung auf der anderen. Beide können gleichermaßen Ursachen für Neid sein, ohne dass genau zu unterscheiden wäre, ob in einem spezifischen Fall das symbolische oder das ökonomische Kapital der Auslöser war. Dabei ist nicht unbedingt das Ausmaß des Erfolgs anderer von Belang, sondern die Art und Weise, in der dieser sichtbar wird. In den Debattenlogiken von Social Media ist es – neben der besagten medieninhärenten Individualisierung – vermutlich auch dieser Zusammenhang von Sichtbarkeit und Kapital, der sie so anfällig für Neidaffekte macht. In einer Ökonomie, in der jedes Auftreten in der Öffentlichkeit finanziell nutzbar gemacht werden kann, löst zudem alles Gesagte potenziell Spekulationen darüber aus, ob es nicht eigentlich für die Klickzahlen, für den Algorithmus, für die optimale Monetarisierung gesagt wurde. Der Neid auf große Reichweite und finanziellen Erfolg vermischt sich dann mit dem Misstrauen gegenüber der Integrität erfolgreicher Individuen – wie auch mit Ressentiments gegenüber der Mitsprache von bestimmten Personengruppen, die nicht die eigene Position vertreten.

WHITE ENVY

Deshalb erscheint es mir als Fehlwahrnehmung, dass im sogenannten Deutschland der Neider gerade die Vermieter*innen und Topverdiener*innen, die schließlich nicht zwingend dieser Art von Öffentlichkeit ausgesetzt sind, diejenigen sein sollen, die am häufigsten Neidaffekte zu spüren bekommen. Eine Kolumne von Margarete Stokowski vom Januar 2021 legt denn auch etwas ganz anderes nahe. In ihrem Text mit dem Titel „Schwarz, lesbisch, arm – Jackpot?“ schreibt sie über Antirassismus und den Kampf gegen Diskriminierung in publizistischen Berufen. Sie formuliert darin ihre Irritation gegenüber einem „sehr unangenehme[n] Phänomen, das man häufiger beobachten kann, wenn Journalist_innen über das Social-Media-Verhalten anderer publizistisch tätiger Menschen sprechen: eine sehr bizarre Form von Neid auf Aufmerksamkeit, selbst wenn diese Aufmerksamkeit Morddrohungen mit einschließt“ [10]. Stokowski bezieht sich mit ihrem Artikel auf eine kurz zuvor erschienene Polemik von Fatina Keilani im Tagesspiegel, die sich an der an Weiße herangetragenen Forderung, ihre Privilegien und ihre Sprecher*innenpositionen zu reflektieren, aufreibt; im Gegenzug wirft Keilani Schwarzen Aktivist*innen und Autor*innen vor, „[a]us der Mission ‚Rassismus bekämpfen‘ […] ein privates Geschäftsmodell gemacht“ zu haben. [11] Sie bemüht damit eine Rhetorik, die von rechter Seite allzu häufig gegen politische, aber auch wissenschaftliche Aufklärungsarbeit ins Feld geführt wird: Wenn etwas ein Geschäftsmodell ist, wenn die betreffende Person also mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreitet, dann ist sie folglich auch inhaltlich korrumpiert. Ein*e Aktivist*in darf in dieser Logik ihre mediale Reichweite nicht nutzen, um ein Buch zu veröffentlichen oder es zu bewerben; ein*e Wissenschaftler*in kann nicht sauber arbeiten, wenn sie für eine Studie Gelder eingetrieben hat; und BIPoC sollen politische Aufklärungsarbeit lieber unbezahlt als Teil ihres Alltags betreiben, also quasi immer dann (und nur dann), wenn sie gefragt werden.

Den Vorwurf, dass marginalisierte und rassifizierte Personen aus ihren Marginalisierungserfahrungen Kapital schlagen würden, liest man auf Twitter in ähnlicher Form täglich, sobald man in die Antworten auf Tweets bestimmter Profile sieht oder nach bestimmten Namen sucht: denen von Autor*in und taz-Kolumnist*in Hengameh Yaghoobifarah z.B. oder von dem Podcaster und Journalisten Malcolm Ohanwe oder von der Fernsehautorin und Comedian Jasmina Kuhnke alias Quattromilf – um nur die bekanntesten zu nennen. In einer großen Mehrheit der Fälle wird der Vorwurf der Korrumpiertheit und des ökonomischen Kalküls wenig überraschend aus männlicher, weißer Perspektive erhoben. Die Kommentare verlaufen oft nach einem „All lives matter“-Schema, in dem Rassismus als Thema für überholt erklärt wird: [12] „Dieser ganze BiPoC Trend schafft kulturelle Gräben und teilt Menschen in künstliche Klassen ein, die [es] so eigentlich gar nicht mehr gibt“, heißt es u.a. Das Thema trotzdem zu forcieren, könne also nur von monetären Interessen geleitet sein: „Die hiesigen Treiber […] bestreiten von ihrem Opfer-Dasein und denen, die ihre Publikationen darüber kaufen, wortwörtlich ihren Lebensunterhalt.“ Oder: „Es geht auch nicht um den Kern von Rassismus, Klassismus oder Sexismus, sondern lediglich um eine Umkehr der Verhältnisse, basierend auf dem Wunsch selbst zu dominieren. Bis die Waage neu ausschlägt, wird dieses Thema bis zur Erschöpfung behandelt, ohne den Kern zu erreichen.“ [13]

Nun müsste man solchen Meinungen keine Beachtung schenken, geschweige denn sie abdrucken, wenn man davon ausgehen könnte, dass es Randerscheinungen sind, die polemisieren, um Follower*innen zu gewinnen. Doch nicht nur die Menge solcher Postings spricht dagegen. Während viele der Kommentare sich mit müden Argumenten begnügen, die auf neoliberale Gemeinplätze zurückgreifen oder das Gegenüber als Person zu diskreditieren versuchen, sind die Übergänge zu Gewaltandrohungen aus dem rechtsnationalen Milieu fließend. [14] Deutlich wurde dies einmal mehr am Beispiel von Jasmina Kuhnke, die bereits seit 2019 regelmäßig Morddrohungen erhält, seitdem sie den Welt-Kolumnisten Don Alphonso (Rainer Meyer) kritisiert und seine rechte Followerschaft gegen sich aufgebracht hat. Anfang des Jahres wurde ihre Privatadresse in einem Video mit rassistischen Gewaltfantasien gegen sie veröffentlicht; der Verdacht steht im Raum, dass diese Adresse einmal mehr von Polizeiservern abgerufen wurde; Kuhnke und ihre Familie mussten mittlerweile umziehen. [15] Gerechtfertigt oder mindestens heruntergespielt wird dies in der gegen sie polemisierenden Bubble häufig mit der selbst polemischen, bissigen, oft unversöhnlichen Art, mit der Kuhnke auf Missstände hinweist und auf Kritiker*innen reagiert – nicht nur verdiene sie mit der Opferrolle Geld, sondern eigentlich sei sie selbst die Täterin, indem sie „Hetze“ gegen Andersdenkende verbreite.

Ibrahim Mahama, „AKUFAMA“, 2019

Ibrahim Mahama, „AKUFAMA“, 2019

Neben der Rede vom (illegitimen) Geschäftsmodell ist es die der „Opferrolle“, die die Argumentation dabei stützt und weiter anheizt. Stokowski spricht dementsprechend von der „Neuauflage des ‚Opfer-Abos‘ […], ein Begriff, der zu Recht zum ‚Unwort des Jahres 2012‘ gekürt wurde“ [16] und der sich damals – ein Jahr vor #aufschrei und fünf vor #metoo – in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen auf Frauen generell bezog. Doch er ist in jedem Kontext zu finden, in dem eine Gruppe auf ihre Unterdrückung aufmerksam macht. Die Vorstellung, dass eine „Opferrolle“ überstrapaziert wird, scheint sexistischen, antisemitischen und rassistischen Argumentationslogiken gemein zu sein – ganz ungeachtet der Tatsache, dass die Position des Opfers oft die einzige ist, die Jüd*innen, Schwarzen oder anderen von Diskriminierung betroffenen Menschen im öffentlichen Diskurs zugestanden wird. [17] In antisemitischem Verschwörungsgerede wird z.B. die vermeintlich allmächtige Stellung von Jüd*innen oder des Staates Israel häufig mit dem Spielen der sogenannten Opferkarte in Verbindung gebracht; und in den üblichen sexistischen Abwehrreaktionen, die laut werden, wenn sich eine Frau mit Missbrauchsvorwürfen an die Öffentlichkeit wendet, wird die vehemente Verteidigung der Unschuldsvermutung von Männern auch mit der vermeintlich korrumpierenden medialen Aufmerksamkeit für das Opfer begründet. [18] Es ist ein Symptom des digitalen Empörungsdiskurses, dass der Bezug auf das eigene Opfersein und der Vorwurf der Opferrolle gegen andere – der ja auch impliziert, dass das Gegenüber kein „echtes“ Opfer sei – sich abwechseln: Während mein Gegenüber behauptet, seine Stimme werde nicht gehört, ist doch eigentlich meine Meinung diejenige, die man nicht mehr sagen darf etc. [19]

Ich möchte hier also die These vorschlagen, dass sich in diesen sich ständig wiederholenden Argumentationsketten durchaus auch Neidgefühle auf die symbolische und finanzielle Anerkennung anderer, vermeintlich sichtbarerer Positionen äußern. Neid erscheint mir dann als Normativierungstool, das nicht nur gegen allzu antikapitalistische Ideen und Projekte wie die Mietpreisbremse eingesetzt werden kann, sondern auch gegen die Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen. Während Neid individuell operiert, mündet die Masse der individuellen Neidäußerungen dann in dem Versuch, den Status quo als solchen sicherzustellen. [20] Jedoch ist ein solcher Neid auf Anerkennung keineswegs auf die oben beschriebenen AfD-nahen Twitterblasen beschränkt oder auf eine scharf abzugrenzende politische Richtung. Auch im Kunstkontext oder im universitären Arbeitsumfeld bin ich häufig der – wenn auch meist selbstkritisch reflektierten – Angst von Kolleg*innen begegnet, nicht in eine Ausstellung oder eine Konferenz eingeladen zu werden oder eine Stelle nicht zu bekommen, weil sie nicht als Token taugten, eine Angst, die Weiße vornehmlich untereinander teilen, in der Art einer mir unangenehmen Verbrüder-/Verschwesterung. Während bei Weitem nicht alle diese Äußerungen auch tatsächlich missgünstig oder neiderfüllt sind, scheint in ihnen doch die Erkenntnis auf, dass Sichtbarkeit ein begrenztes Gut ist, von dem andere möglicherweise mehr haben als man selbst.

Auszug aus / excerpt from Amelie von Wulffen, „Am kühlen Tisch / At the cool table“, 2013

Auszug aus / excerpt from Amelie von Wulffen, „Am kühlen Tisch / At the cool table“, 2013

Rassifizierte und anders marginalisierte Personen befanden sich schon immer auch im Kunst- und Kulturbetrieb in der Situation, oft nicht primär wegen der Inhalte ihrer Arbeit, sondern wegen ihrer jeweiligen Identitätszuschreibungen Beachtung zu bekommen. Nun aber führt anscheinend der wachsende Erfolg von Identitätspolitiken zum Neid weißer Männer (und durchaus auch Frauen), die befürchten, auf Identitätsebene nichts (oder zu wenig) zu bieten zu haben. Was also das Privileg der unmarkierten Identität ist, die sich nicht erklären muss, wird gar nicht als solches empfunden, sondern schlägt vielmehr dann, wenn es um Aufmerksamkeit geht, in die Abwehrhaltung um, überhaupt keine Markierung der Identität zur Verfügung zu haben (oder jedenfalls nicht die konjunkturell „richtige“). Wenn Wynn davon spricht, dass die Suggestion der Erreichbarkeit von Reichtum für die unteren Klassen (wie sie etwa im Hip-Hop aufgerufen wird) das Auslösen von Neid und Missgunst verhindere, indem sie eine gewisse class mobility impliziere, dann ist es in identitätspolitischer Hinsicht vielleicht gerade die völlige Abwesenheit von Mobilität, die Neid auslöst. Es ist schließlich ganz und gar unmöglich, die gleiche Position und die gleiche Aufmerksamkeit wie die jeweils beneidete Person zu erreichen. Stichwort: „Ein alter weißer Mann ist ein alter weißer Mann ist ein alter weißer Mann“. [21]

Der Neid bezieht sich dabei wohlgemerkt weniger auf die identitäre Zuschreibung als auf die Aufmerksamkeit, die ihr entgegengebracht wird. Durch die digitale Dialogizität wird nämlich eine Nähe produziert, in der die Position des*r anderen erreichbar scheint, obwohl sie es nicht ist. [22] Dass die meisten Posten nach wie vor von Weißen besetzt werden und Othering absolut nicht beneidenswert ist – vor allem nicht die Wellen von Gewalt und Hass, die den betroffenen Personen entgegenschlagen, und ihre strukturellen Benachteiligungen in allen möglichen Lebenssituationen –, muss hier eigentlich nicht eigens erwähnt werden. Auch nicht, dass kaum jemand den eigenen Neid je zugeben würde. Ebenso wenig will ich behaupten, dass Neid der einzige Beweggrund für bestimmte Argumentationslinien, für bestimmte Ressentiments oder Konservativismen ist. Stattdessen geht es mir darum zu zeigen, dass die Verschränkungen von kultureller Hegemonie, medialer Sichtbarkeit, Macht und Geld in ihrer Komplexität und Intransparenz besonders dazu geeignet sind, zum einen Neid auszulösen und zum anderen als Steckenpferde in den oben beschriebenen ad hominem-Argumentationen herzuhalten.

In der Philosophie und Psychologie ist oft von konstruktivem und destruktivem Neid die Rede, also von einem Neid, der zu größerer Motivation für den eigenen Erfolg beiträgt, im Gegensatz zu einem Neid, der nur in Missgunst gegenüber anderen mündet. In manchen osteuropäischen Sprachen nennt man das auch „weißen“ und „schwarzen“ Neid. [23] Analog zu dem von Robin diAngelo geprägten Begriff der White Fragility könnte man vielleicht von einem weißen Neid, einem white envy sprechen – aber konstruktiv ist daran gar nichts. DiAngelo beschreibt die Fragilität, mit der Weiße auf das Thema Rassismus reagieren, als eine Mischung aus Besitzstandswahrung, Aggression und Unsicherheit, die aber letztlich ein „powerful means of white racial control and the protection of white advantage“ sei. [24] Ähnlich formuliert Tupoka Ogette für den deutschen Kontext die Abwehr- und Verteidigungshaltungen, mit denen die weiße Dominanzkultur geschützt werden solle, und merkt an: „Menschen wollen nicht Täter sein. Menschen wollen Opfer sein. […] Sie wollen nicht wirklich leiden. Aber man soll es ihnen lassen, dass auch sie gelitten haben, es auch ihnen schlecht geht, dass auch sie unterdrückt werden etc.“ [25] In vielen Fällen zeigt sich in solchen Diskursdynamiken schlichtweg ein Unwillen, sich, statt mit scheinbar bevorteilten Individuen, mit strukturellen Ungleichheiten auseinanderzusetzen und die eigene Verstricktheit in das System anzuerkennen. In extremen Fällen belegen Doxing [26] und Morddrohungen die Realität einer Cancel Culture, die nie (nur) ein linkes Problem war, insofern sie gegen die Sichtbarkeit jeder unerwünschten Position eingesetzt werden kann. [27]

NEIDMANAGEMENT

Wie dem begegnen? Soll im Sinne eines erfolgreichen envy management auf Neid mit Demut reagiert werden, mit einem Abschwächen der Kritik oder einem Reduzieren der jeweiligen Sichtbarkeit? Sollen in der Öffentlichkeit stehende Personen etwa konstant Dankbarkeit äußern, überhaupt Aufmerksamkeit zu bekommen oder für die eigene Arbeit bezahlt zu werden? Im Kontext von antirassistischer, antisexistischer und anderer antidiskriminatorischer Aufklärungsarbeit sind solche Vorschläge nicht nur anmaßend, sondern widersprüchlich zur betreffenden Tätigkeit, in der schließlich Aufmerksamkeit notwendig ist, um sich Gehör für die jeweils minorisierten Themen und Positionen zu verschaffen.

Auszug aus / excerpt from Amelie von Wulffen, „Am kühlen Tisch / At the cool table“, 2013

Auszug aus / excerpt from Amelie von Wulffen, „Am kühlen Tisch / At the cool table“, 2013

Die von mir zitierten Texte von Czollek, Ogette, DiAngelo oder Strick wie auch die ausführliche Behandlung weißer (Abwehr-)Emotionen in der Rassismusforschung [28] eignen sich sicher für einen Einstieg in notwendige, tiefergehende Analysen der latenten Rassismen und Ressentiments gegenüber der Sichtbarkeit marginalisierter Stimmen in der deutschen Neiddebatte. Aus meiner Position als weiße Medienkonsumentin gesprochen, scheinen mir produktive Auswege aus den diskursiven Neidzirkeln aber womöglich auch diejenigen Formate zu sein, die in ihren jeweiligen Medien nach Wegen suchen, die problematischsten Aspekte der immer gleichen Individualisierungsmechanismen zu durchbrechen – und das, ohne Sichtbarkeit für einzelne Stimmen einzubüßen. Als Beispiel könnte man hier das von Enissa Amani moderierte YouTube-Video Die beste Instanz anführen, mit dem sie im Februar 2021 auf die Ausstrahlung einer ausschließlich mit nicht von Rassismus betroffenen Laien der Debatte besetzten Talkshow des WDR zum Thema Alltagsrassismus reagierte. [29] Statt bei der Kritik an den einzelnen Talkshow-Teilnehmer*innen und ihren uninformierten Haltungen stehen zu bleiben, wurden in Amanis Counter-Talkshow Expert*innen befragt – und zwar sowohl zu ihren sich überschneidenden Marginalisierungserfahrungen als Rom*nja, BIPoC, Jüd*innen in Deutschland als auch zu ihren fachlichen Einschätzungen als Journalist*innen, Kommunikationswissenschaftler*innen, Aktivist*innen. Ein anderes Beispiel wäre die (ebenfalls ab Februar auf YouTube veröffentlichte) SWR-Talkshow „Five Souls“ mit Hadnet Tesfai, Tasha Kimberly und Thelma Buabeng, die fast ausschließlich mit nicht weißen Gäst*innen aus Deutschland besetzt ist, dabei jedoch dezidiert keine Sendung über Rassismus ist, sondern vordergründig Beziehungen, Dating und Lifestylefragen diskutiert. Gerade damit zeichnet sie ein nuanciertes Bild (post-)migrantischer, rassifizierter und multikulturell geprägter Erfahrungen in Deutschland und dem deutschsprachigen Raum. [30] Beide Ansätze stehen in krassem Kontrast zur Tokenisierung üblicher Talkshow-Einladungspolitiken, in denen Personen aus marginalisierten Gruppen meist als deren Repräsentant*innen sprechen sollen und auch nur als solche sprechen dürfen. [31]

In diesen Formaten blitzt die Möglichkeit einer diversen, kritischen Menge von Stimmen abseits der Mehrheitsgesellschaft auf, die nach und nach auch in die deutsche Medienlandschaft von öffentlich-rechtlichem Fernsehen, Feuilletons und Social Media Einzug hält. Der hiesigen Presselandschaft kann man wohl ihr Interesse an der Selbstbeschau einer „deutschen Neidkultur“ nicht so schnell ausreden. Aber dafür, dass auch dort vielleicht in Zukunft vermehrt andere Dimensionen von Neid in den Fokus rücken als solche, die dann doch wieder nur in der Verteidigung von Vermieter*innen und Topverdiener*innen münden, ist zumindest ein Anfang gemacht.

Anmerkungen

[1]Sibylle Berg, „So überleben Sie im Land der Neidhammel“, in: Spiegel Online, April 2015, https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-berg-ueber-neidkultur-a-1030205.html. Alle Links gesehen am 05.07.2021, falls nicht anders gekennzeichnet.
[2]In einem Artikel von Ulf Poschardt in der Welt von 2018 heißt es beispielsweise: „Die Topverdiener im Lande finanzieren den Löwenanteil unseres gut dotierten Sozialstaates. Und dafür werden sie auch noch angefeindet.“ Ulf Poschardt, „Wir Deutschen sind Neidweltmeister“, in: Welt Online, März 2018, https://www.welt.de/debatte/kommentare/article174642068/Reich-und-arm-Wir-Deutschen-sind-Neidweltmeister.html. Der FDP-Politiker Christoph Meyer warf 2019 im Handelsblatt den Stimmen, die sich für den Berliner Mietendeckel eingesetzt hatten, vor, quasi blind vor Neid abseits von allen Argumenten zu agieren: Christoph Meyer, „Der Berliner Mietendeckel: Wir stecken mitten in einer Neiddebatte“, https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/gastkommentar-der-berliner-mietendeckel-wir-stecken-inmitten-einer-neiddebatte/25143048.html?ticket=ST-11409852-CVYTNQG4YwPvFFA4Mdoe-ap5.
[3]Entsprechend bezeichnete Sighard Neckel schon 1999 den Neidvorwurf als eine in der deutschen Öffentlichkeit „beliebte Rhetorik, um Forderungen nach größerer Teilhabe als Ausdruck häßlicher Charaktereigenschaften zu diskreditieren“. Sighard Neckel, „Blanker Neid, blinde Wut? Sozialstruktur und kollektive Gefühle“, in: Leviathan, Vol. 27, 2, 1999, S. 145–165, hier: S. 147.
[4]Simon Strick, Rechte Gefühle. Affekte und Strategien des digitalen Faschismus, Bielefeld 2021, S. 66.
[5]ContraPoints, „Opulence“, YouTube-Video, 49:06 Min., veröffentlicht am 12.10.2019. https://www.youtube.com/watch?v=jD-PbF3ywGo&t=489s.
[6]Ebd., Min. 34:45ff.
[7]Ebd., Min. 17:20.
[8]In „Opulence“ geht sie in dem Zusammenhang weiter auf klassenspezifische Vorstellungen von Luxus und Glamour sowie auf deren Aneignung und Verkomplizierung aus queeren Perspektiven ein, vgl. vor allem Min. 28:18ff.
[9]Vgl. z. B. die Videos „Beauty“ (https://www.youtube.com/watch?v=n9mspMJTNEY), „Canceling“ (https://www.youtube.com/watch?v=OjMPJVmXxV8) und „Cringe“ (https://www.youtube.com/watch?v=vRBsaJPkt2Q).
[10]Margarete Stokowski, „Schwarz, lesbisch, arm – Jackpot?“, in: Spiegel Online, 19.01.2021, https://www.spiegel.de/kultur/ist-diskriminierung-ein-deal-kolumne-a-05af1f3e-214a-4342-a6b9-10a359f36066.
[11]Fatina Keilani, „Wenn Weiß-Sein zum Makel gemacht wird“, in: Der Tagesspiegel, 15.01.2021, https://www.tagesspiegel.de/politik/kampf-gegen-rassismus-wenn-weiss-sein-zum-makel-gemacht-wird/26818408.html.
[12]Bezeichnenderweise ist auch Keilani Vertreterin der Parole „All lives matter“, siehe ihren Kommentar „Trans, schwul, schwarz – kein Thema wird ausgelassen“, Tagesspiegel, 21.05.2021, https://www.tagesspiegel.de/berlin/was-macht-die-familie-trans-schwul-schwarz-kein-thema-wird-ausgelassen/27209950.html.
[13]Tweets von @sakobjurmann, @atheistsplained und @Kerjanra vom 24.02. und 12.04.2021, gesehen am 31.05.2021.
[14]Siehe dazu auch Simon Stricks Analyse des Einflusses faschistischer Argumentationslinien im Internet, die nicht zuletzt „good marketing“ für Influencer*innen bestimmter Sparten geworden seien. Strick, S. 11.
[15]Vgl. Lisa Hegemann, „Wir wissen, wo du wohnst“, Zeit Online, 09.04.2021, https://www.zeit.de/digital/internet/2021-04/doxing-hass-im-netz-veroeffentlichung-personenbezogener-daten-internet-jasmina-kuhnke-bedrohung/komplettansicht; sowie Jan Tölva, „Trolle in Uniform“, in: Jungle World, 10.06.2021, https://www.jungle.world/artikel/2021/23/trolle-uniform.
[16]Stokowski.
[17]Max Czollek spricht in dem Zusammenhang von der festgelegten Rolle der „guten Opfer“, die Jüd*innen im deutschen „Gedächtnistheater“ zu spielen haben (Max Czollek, Desintegriert euch!, München 2018, S. 25); Natasha A. Kelly wiederum von dem Problem, dass Schwarze Personen nicht als Expert*innen wahrgenommen werden, sondern ihnen in den Medien fast ausschließlich die Rolle von persönlich Betroffenen zugestanden wird (Natasha A. Kelly, Rassismus. Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen, Zürich 2021, S. 9).
[18]Aktuell wird das wieder am Fall der Influencerin Nika Irani sichtbar, die nach ihren Vergewaltigungsvorwürfen gegenüber dem Deutschrapper Samra von seinen Fans u.a. über ihre Arbeit als Influencerin und ihren angeblichen Wunsch nach mehr „Fame“ diskreditiert wird.
[19]Zur Selbstwahrnehmung von Rechten als Opfer siehe Strick, S. 291.
[20]Auch Neckel beschreibt die normierenden Effekte bestimmter Neidformen, wenn diese als kollektives Gefühl „die Statusnormen einer Gesellschaft bis in subjektive Gefühlswelten hinein [versenken].“ Neckel, S. 159.
[21]Der Ausdruck „alter weißer Mann“ ist zum polemischen Gemeinplatz für eine solche geringe Flexibilität von Identitäten geworden – siehe z.B. Sophie Passmanns Buch Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch (2019) –, wobei er sowohl gegensätzliche politische Haltungen über- als auch andere Faktoren für Marginalisierung (Behinderung, Transidentität, Homosexualität u.a.) ausblendet.
[22]Eine solche Nähe und prinzipielle Erreichbarkeit der anderen Position ist Voraussetzung für Neid, vgl. Neckel, S. 150. Wynn geht einen anderen Weg: Das Suggerieren sozialer Mobilität schwächt für sie dann Neidgefühle ab, wenn es (wie im Hip-Hop) durch den Erfolg von Einzelnen einer ganzen unterprivilegierten Gruppe zu mehr Sichtbarkeit und Anerkennung verhilft.
[23]Pia Rauschenberger, „Die Todsünde Neid. Analyse eines tabuisierten Gefühls“, https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-todsuende-neid-analyse-eines-tabuisierten-gefuehls.976.de.html?dram:article_id=366611.
[24]Robin DiAngelo, White Fragility. Why It’s so Hard for White People to Talk About Racism, Boston 2018, S. 2.
[25]Tupoka Ogette, Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen, Münster 2017, S. 101f.
[26]Doxing bezeichnet die mit bösartiger Absicht betriebene Veröffentlichung von personenbezogenen Daten wie Privatadressen fremder Personen im Internet.
[27]Vgl. über die argumentativen Verkürzungen in der sogenannten Cancel Culture der Twitter- und YouTube-Sphäre: ContraPoints, „Canceling“, https://www.youtube.com/watch?v=OjMPJVmXxV8; sowie darüber, wie solche Argumentationsmodi von rechten Influencer*innen genutzt werden: Thomas Laschyk/Alex Urban/Philip Kreißel, „Die (r)echte Cancel Culture“, 9. April 2021, https://www.volksverpetzer.de/social-media/quattromilf-rechte-cancel-culture/.
[28]Vgl. für einen Überblick Jule Bönkost, „Weiße Emotionen – Wenn Hochschullehre Rassismus thematisiert“, in: IDB Paper, Nr. 1, Berlin 2016.
[29]In der WDR-Talkshow „Die letzte Instanz“ (Erstausstrahlung am 30.11.2020, Wiederholung am 29.01.2021), moderiert von Steffen Hallaschka, zeigten sich die Promis Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk, Janine Kunze und Jürgen Milski u.a. völlig verständnislos für die antirassistische Kritik an bestimmten Alltagsbegriffen. Enissa Amanis Antwort „Die beste Instanz“ (https://www.youtube.com/watch?v=r45_9wvbDoA) mit Mohamed Amjahid, Max Czollek, Gianni Jovanovic, Natasha A. Kelly und Nava Zarabian wurde inzwischen mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet.
[30]„Five Souls“ wird vom SWR produziert und erscheint seit 18.02.2021 wöchentlich auf YouTube, https://www.youtube.com/channel/UCTrcZJCPCA5k-B_x9oV-Rvg.
[31]Vergleichbare Strategien lassen sich auch in Podcast-Formaten finden, z. B. in „Auf eine Tüte“ von Hengameh Yaghoobifarah oder „Realitäter*innen“ von hoe_mies (Lúcia Luciano und Gizem Adiyaman).