Peter Doig
Alpiniste (2013–2024)
Für jemanden, der oft umzieht, bewahrt Peter Doig die Dinge lange auf. Zum Beispiel eine Postkarte, die er 1979 in Chamonix gekauft hatte. Über 40 Jahre später taucht deren zentrale Figur eines Skifahrers in Doigs Bildwelt auf, wie etwa in seiner zweiten Edition für TEXTE ZUR KUNST. Doig begann mit der Arbeit an „Alpinist“, als er noch in Trinidad lebte, und nahm die Leinwand 2020 und im darauffolgenden Jahr mit nach Zermatt, wo er während der Pandemie, als die meisten europäischen Skigebiete – mit Ausnahme der Schweizer – geschlossen waren, einige Zeit verbrachte. Auch alte Plakate des Matterhorns und ein gekreuzigter Christus, der direkt an die Wand von Doigs Chalet-Atelier genagelt war, fanden Eingang in die Komposition. Die Entstehung des Gemäldes „Alpinist“ schloss viele Kontexte mit ein; das Motiv der Edition verweist auf weitere. Der aufsteigende Skifahrer, der das Kreuz seiner Holzlatten schleppt, erinnert an das teils einsame Abenteuer des Bergsports, und das zentrale Moment christlicher Aufopferung; die Skistöcke, die hinter seinem Oberkörper hervorragen, verweisen auf die Ikonografie des heiligen Sebastian. Es sieht so aus, als würde der Sportler einen Retro-Skianzug tragen. Doch mit Blick auf das Gemälde „Alpinist“ (2019–2022) zeigt sich, dass die bunten Farbflecken dem Muster eines Harlekinkostüms entstammen und die Figur damit in einer kunsthistorischen Tradition steht, zu der Maler wie Paul Cézanne und Pablo Picasso beigetragen haben. Im Gegensatz zu den Gesichtszügen der Figur auf dem Gemälde wirken die Augen der Figur in der Edition – zwei große schwarze Flecke – eher tot als lebendig, als ob der Skifahrer für den Schweizer Skikommerz geopfert worden wäre.