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Vorwort

Dieses Heft ist Stefan Germer gewidmet, der nach langer Krankheit am 2. Juli starb. Angesichts der Unfaßbarkeit dieses plötz1ichen Todes finden wir nur in dem Vorsatz ein wenig Trost, so weiterzuarbeiten, wie er es als Mitbegründer und Mitherausgeber von Texte zur Kunst gewollt hätte.

Neben den Nachrufen und Ehrungen von Freunden und Kollegen führt sein Vortragstext über Malerei in den Schwerpunkt dieses Hefts ein: Abschied und Neubeginn fallen auf diese Weise zusammen - zumal diese Ausgabe einige inhaltliche und grafische Veränderungen vornimmt. Leider konnte Stefan diese von ihm selbst mitkonzipierte Neugestaltung nicht mehr verwirklicht sehen.

Während Einführungstexte für mehr Zugänglichkeit sorgen, bieten Kolumnen wie etwa „Shortcuts" eine Form, durch die spontan geäußerte Meinungen, die sonst nur mündlich auf Vernissagen und in Kneipen zirkulieren, abgebildet werden. Auch wurde das Konzept der Themenhefte modifiziert: „Schwerpunkte" unter die nicht jeder Text subsumiert werden muß, können flexibler auf aktuelle Geschehen reagieren. Ganz bewußt verzichtet der Schwerpunkt „Malerei" auf historisierende Überblicke oder auf Deklarationen, die Anfang oder Ende der Malerei verkünden — zumal der Kunstmarkt unabhängig von saisonal ausgesprochenen Malereiverboten den Wert von Malerei niemals wirklich in Frage stellte. Als die Kunstkritik Ende der 70er Jahre etwa den Gedanken in Umlauf brachte, daß Malerei „anachronistisch" sei, wurden auf seiten der Künstler ganz unterschiedliche Schlüsse daraus gezogen: Das Spektrum reichte von einer Tabuisierung von Malerei über tabubrecherische Gesten der sogenannten „Neuen Wilden" bis hin zu einem explizit ungebrochenen, geradezu naiven Weitermalen, wie man es in Positionen der 90er Jahre findet. Schon aus diesem Grund erscheint es angemessen, Malerei nicht generalisierend zu diskutieren, sondern in Form von spezifischen Fragestellungen und Problemen.

Daß Überlegungen zum Thema „Pinselstrich" keinen Abschied von Gesellschaftskritik bedeuten müssen, darauf weist z.B. Merlin Carpenter in seinem Vortragstext hin. Implizit wendet er sich gegen die weitverbreitete These, daß Malerei nichts mit Gesellschaft, Populärkultur oder Geschlechterfragen zu tun habe — gerade so, als gäbe es jene Momente nicht, in denen Bilder über sich selbst hinausweisen (Whitney Davis über Mary Heilmann), oder als existierten nicht jene Stellen der Unbestimmtheit, an denen das Nichtrepräsentierbare aufscheint (Michael Wetzel). Ebenso kann die Analyse von gemalten Bildern Aufschluß über die Verfaßtheit des Kunstbetriebs geben (Graw über Peyton).

Den neuen grafischen Entwurf von Texte zur Kunst hat Mathias Poledna in Zusammenarbeit mit Bärbel Messmann entwickelt: Veränderungen, die keinen Bruch, sondern eine Setzung bedeuten und für jenen kontinuierlichen Prozeß von Überarbeitungen stehen, der immer schon charakteristisch für diese Zeitschrift war.

THOMAS EGGERER / ISABELLE GRAW / ASTRID WEGE