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Kathrin Busch

OHNMÄCHTIG-WERDEN: ÄSTHETIKEN DER SCHWACHEN EXISTENZ

Artemisia Gentileschi, „Maria Maddalena in estasi“ (Mary Magdalene in Ecstasy / Maria Magdalena in Ekstase), 1623

Artemisia Gentileschi, „Maria Maddalena in estasi“ (Mary Magdalene in Ecstasy / Maria Magdalena in Ekstase), 1623

Neben dem menschlichen Willen zur Ermächtigung existiert, so Kathrin Busch, ein ebenso signifikantes Interesse an Methoden der Entmächtigung, was sich bereits in der Antike über die Beschäftigung mit jenen Selbsttechniken ausdrückte, die sich der Beherrschbarkeit entziehen und doch elementar für unsere Existenz sind. Anhand von zeitgenössischen Beispielen, wie Lee Lozanos drogeninduzierten Selbstschwächungen als künstlerische Praxis, Roland Barthes’ Überlegungen zu einer Ästhetik der schwachen Existenz oder Chris Kraus’ literarischer Ergründung des porösen Selbst, demonstriert Busch die epistemologischen Potenziale eines gewählten Verzichts auf Selbstbestimmung. Über die so erfahrene Ohnmacht können laut der Philosophin und Kulturwissenschaftlerin normalisierende Kategorien unterlaufen und eine andere Vorstellung der Subjektwerdung forciert werden, die die affektive Beziehung zu unserer (menschlichen sowie mehr-als-menschlichen) Umwelt zentriert.

Zwischen Macht und Machtlosigkeit liegt ein fein nuanciertes Zwischenreich der Schwäche, ein Schwellenraum neutralisierter Extreme. In ihm ist die Idee völliger Beherrschbarkeit ebenso wie das Phantasma absoluten Unterworfenseins eingeklammert – denn ihnen entgehen die kostbarsten Anteile des Selbst. Diese zeigen sich erst im gewählten Verzicht auf Selbstbestimmung, gedeihen nur in Lebensformen kultivierter Schwäche, in Ästhetiken fragiler Existenz, die einem in sich gespaltenen Selbst Rechnung tragen wollen. Neben dem Willen zur Ermächtigung insistiert ein nicht weniger starkes Verlangen nach Entmächtigung. Es ist in den Selbsttheorien der Gegenwart bezeugt, bei Chris Kraus und Maggie Nelson, Roland Barthes und Paul B. Preciado, niedergelegt in Akrobatiken der Selbstminderung, erprobt in Übungen desubjektivierender Durchlässigkeit. Sie folgen dem paradoxen Wunsch nach einer erfahrbaren Ohnmacht, einem provozierten Selbstverlust.

Abhängig sein: Denken.

Eine unorthodoxe Genealogie dieser devianten Selbstgebräuche lässt sich bis in die Selbstsorgepraktiken der Antike zurückverfolgen. Schon hier findet man Selbsttechniken, die dasjenige exponieren, was sich jeder Beherrschbarkeit entzieht, das Elementare der Existenz: geboren zu sein, essen, ausscheiden, schlafen zu müssen und zu begehren. [1] Das Denken beginnt mit Erfahrungen von „Schwäche und Ohnmacht“ – zumindest ein solches, das sich situiert weiß und dies nicht verleugnet und daher von „Grenzsituationen“ ausgeht wie „ich muss sterben, ich muss leiden, ich muss kämpfen, ich bin dem Zufall unterworfen, ich verstricke mich unausweichlich in Schuld“. [2] Eine so verstandene Philosophie besteht in der sorgsamen Meditation angesichts von Abhängigkeiten, die keinesfalls von Verantwortung entbinden, sondern sie begründen. Sie zielt auf Daseinstechniken, um Antworten auf das zu finden, was erlitten wird. Zu ihnen gehören zum einen ermöglichende oder selbstermächtigende Lebensformen, zum anderen exponierende Praktiken, die eben dasjenige kultivieren wollen, was über die eigenen Kräfte geht.

Chris Kraus, „Gravity & Grace“, 1996, Filmstill

Chris Kraus, „Gravity & Grace“, 1996, Filmstill

Für das Denken, so meint auch Gilles Deleuze, müsse man in diesen Bereich der Ohnmacht vordringen – alles Bedeutsame entstehe aus Schwäche. [3] Vor allem in der Gegenwart ist Philosophie, versteht man sie als „eine Übung zur virtuellen Herstellung von Subjektivität“, [4] zunächst einmal eine Technik der „Selbstenthauptung“, [5] um sich von den herrschenden Diskursen und disziplinierenden Praktiken zu lösen und um die großen Dualismen von Vernunft und Gefühl, Geist und Körper, Mann und Frau zu zersetzen. In diese Übungen des Selbst werden Hilfsmittel aller Art einbezogen – vor allem das Schreiben, aber auch riskante Selbstvergiftungen oder Techniken einer übersteigerten Empfindsamkeit. Es sind Exerzitien der Schwächung, um den erlernten Lebensweisen und vorherrschenden Meinungen zu widerstehen, um das normalisierte Ich aufzugeben und anders zu werden – oder empfänglich für anderes. Daher auch das Interesse der heutigen Selbsttheorien an den Ohnmachten und Schmerzen von Mystikerinnen wie Teresa von Ávila oder Simone Weil. Sie sind Exempel großer Hingaben, die als verrückt empfunden werden, weil sie nutzlos scheinen, [6] und die doch äußerst instruktiv für eine Philosophie der Schwäche sind. Simone Weil benutzt ihr Selbst, um das Ich zu entschaffen. Sie zwingt sich – wie Chris Kraus kommentiert – „mit all ihrer Kraft in einen Raum der Schwäche hinein“. [7] In Aliens & Anorexia, einem Buch, in dem Kraus vielleicht mehr noch als in I Love Dick Figuren der Selbstminderung nachgeht, entwickelt sie mit Weil eine Theorie der Empfindung, die auf der Idee der Durchlässigkeit des Ichs beruht. Sie folgt Motiven eines porösen Selbst, das nicht aufnimmt und verarbeitet, sondern durchdrungen wird. Diese offene Empfänglichkeit lässt einen „außerhalb des eigenen Körpers“ in einer exzentrischen Verbundenheit mit der Welt sein, und zwar „weil etwas anderes zu einem spricht“. [8] Wobei das „weil“ hier die entscheidende Einsicht bereithält: nämlich durch die Appelle der Anderen dezentriert zu sein. Man ist durchlässig für fremde Empfindungen, die nicht an der Haut des Ichs haltmachen, als wäre „die Emotion eine Strömung, die die Grenzen der Subjektivität eines Menschen auflöst“. [9] Für Weil, die sich zu dieser Form der Selbstdurchlöcherung erzogen und ausgebildet hat, ist „ein einziger Moment vollkommener Traurigkeit“ ausreichend, um sich „sofort mit sämtlichem Leiden der Welt zu verknüpfen“. [10] Als würde das Unglück anderer in Fleisch und Seele eindringen. Die Folge ist ein „panischer Altruismus“ [11] mit einem gesteigerten Bewusstsein für Ungerechtigkeiten angesichts der insistierenden Frage, wer einem überhaupt das eigene Leben ermöglicht und auf wessen Kosten man existiert. [12] Empfänglichkeit, Angewiesenheit und Verantwortung verschränken sich so bei Weil zu einer transgressiven Empathie, einer Selbstüberschreitung durch Ethik (statt durch Sex oder Gewalt).

Sarah Rapson, „Trip“, 2021

Sarah Rapson, „Trip“, 2021

Sich schwächen: Drogenfuge.

Die Erfahrung von Ohnmacht und Schwäche wird nicht nur erlitten, sie wird begehrt. Eine Erfüllung findet dieses Verlangen in Drogen aller Art. [13] Der Wunsch, sich „frei zu fühlen von der Last der Handlungsfähigkeit, der Subjektivität, der Autonomie, der Relationalität, ja sogar der Menschlichkeit“, macht, nach Maggie Nelson, ihren Gebrauch so reizvoll. [14] Sie erblickt in der drogeninduzierten, künstlichen Ohnmacht eine andere Art von Freiheit, die nicht auf Willensstärke, sondern auf Verfahren der Selbstminderung beruht, wobei sie zwischen „vitalisierenden und hemmenden Formen der Selbstaufgabe“, [15] zwischen wunderbaren und schädlichen unterscheiden will. Was die Sucht zum epistemischen Ding macht, ist die Erkenntnis, dass wir zugleich frei und unfrei, mächtig und ohnmächtig sind. So, wie die cleanen Süchtigen mit dem Paradox leben, gegenüber einer Substanz machtlos zu sein, obwohl sie die Macht besitzen, ihr zu widerstehen. [16] Mit der Drogenphilosophie geht außerdem ein anderes Denken der Kraft von Substanzen einher: die Idee ihrer stofflichen Mittäterschaft, durch die sich die menschliche Autonomie dezentriert. An nichts anderem zeigt sich die Agentialität von Stoffen so deutlich wie am Pharmakon. In seiner Ambivalenz und unscharfen Zuordnung zum Heilmittel oder Gift durchkreuzt es die Register menschlicher Freiheit und Unfreiheit und macht die Verstrickung in die Welt der Substanzen spürbar. Es offenbart die Durchlässigkeit für toxische und beglückende Kräfte und vermittelt so eine „außergewöhnliche Empfänglichkeit für das Nicht-Menschliche“ [17] im Menschen – vor allem in seinem ästhetischen Vermögen.

Eben diese Kräfte nutzt Lee Lozano, wenn sie gewissermaßen Acid in ihre Bilder mischt. In ihrer mit Grass Piece betitelten konzeptuellen Arbeit, die zu einer Serie von Instruction Pieces gehört, unterstellt sie sich der Handlungsanweisung, einen Monat lang zugedröhnt zu malen. Lozano formalisiert ab 1968, als frühe Vertreterin der Conceptual Art, alle ihre künstlerischen Handlungen. Als wären es Forschungssettings, dokumentiert sie, ob und wie es ihr gelingt, die auferlegten Zwänge umzusetzen. Sie unterwirft sich einem Leben nach Anweisungen: zu kiffen, zu masturbieren, Geld zu verschenken oder die Kunstwelt zu meiden. Ihre Konzeptkunst ist eine Art Exerzitium, wobei Lozano ihre Selbstexperimente in exzentrische Selbstschwächungen münden lässt. Die Einschränkungen ihrer Freiheit sind Taktiken der Selbstaushöhlung, durch die etwas anderes sichtbar werden soll: die Kräfte, denen sie unterliegt – sei es die Sucht, das eigene Begehren, die Gesetze des Kunstfeldes oder die Marginalisierung als Frau. Ihre Arbeiten wollen sich Energien kosmischen Ausmaßes öffnen, für die sie ihre Handlungsmacht durchkreuzt und ihr Künstlerinnen-Ich entmachtet: „I will renounce the artist’s ego, the supreme test without which battle a human could not become ,of knowledge‘.“ [18] So verstanden ist Lozano nicht nur eine der wichtigsten Figuren der frühen New Yorker Konzeptkunst, sondern auch die Vorläuferin einer künstlerischen Forschung, die aus einem depotenzierenden Selbstgebrauch ein anderes Wissen gewinnt.

Dennis Scholl, „Aufhebung der Diskontinuität“ (Suspension of discontinuity), 2022

Dennis Scholl, „Aufhebung der Diskontinuität“ (Suspension of discontinuity), 2022

Sich ohnmächtig machen: Neutrum.

Hat man erst einmal die großen Dualismen von Freiheit und Abhängigkeit, Macht und Machtlosigkeit, Ich und Anderem suspendiert, öffnet sich eine Ästhetik des Neutralen, die auf das Andere des Anderen, das nicht Bekannte zielt. Maurice Blanchot kennzeichnet es als ein genuin künstlerisches Anliegen, in Bezug zu diesem Unbekannten zu leben, die bekannten Einordnungen und Schemata zu neutralisieren und sich einer Alienität zu verschreiben, die den begrifflichen und visuellen Rastern entgeht. [19] Roland Barthes hat diese Idee des Neutralen zu einer regelrechten Ästhetik der schwachen Existenz ausgearbeitet, in der er seiner Idiosynkrasie gegenüber allen Formen von Macht, Ermächtigung und Arroganz folgt. Unter dem Titel Das Neutrum [20] entwickelt er eine Selbstkultur des Ohnmächtig-Werdens, eine Praxeologie der Abschwächung oder Minderung unterschiedlichster Herrschaftsformen wie der Anmaßung, des Zwangs oder der Belehrung. Die „Leidenschaft des Neutrums“ widersteht dem Wunsch, der Dinge durch einfache Kategorien habhaft zu werden, es verzichtet aufs Bemächtigen, es stellt ein Verfahren der „Machtentblößung“ [21] dar und unterminiert die Tyrannei der Norm. Als neutral gelten Barthes alle Phänomene, in denen sich die Gegensätze entkräftet haben, alle schwebend-zögerlichen Zustände: weder positiv noch negativ, weder männlich noch weiblich, nicht aktiv oder passiv, sondern etwas dazwischen, das in nicht einfach einzuordnender Weise weder das eine noch das andere ist. Entfallen die mächtigen binären Zuschreibungen, dann tut sich ein ganzes Spektrum von Abstufungen und Zwischenformen auf. Statt der üblichen Polaritäten werden Nuancen sichtbar, statt auf Extreme richtet sich die Aufmerksamkeit auf Feinheiten. Dieses Neutralisieren ergreift auch das Subjekt und erstreckt sich auf die Art seines Wahrnehmens und Erkennens: Das Ich wird abgeschwächt, um den Gegenstand nicht zu beherrschen, es wird dermaßen sensibilisiert, dass es das Gegenüber nicht mehr dominieren kann. Unter dem Eintrag „Bewußtsein als Droge“ widmet sich Barthes diesem „übersteigerten, überempfindlichen Bewußtsein“. [22] Außergewöhnlich an einem solchen Bewusstsein mit Drogenwirkung ist, dass es „auf dem Affekt beruht“ [23] und ihm nicht entgegensteht und durch ihn eingetrübt oder sabotiert wird. Als ein empfindsames, bis zur „unbegrenzten Empfänglichkeit für Sinnesreize“ gesteigertes Bewusstsein lässt es sich vom Empfundenen einnehmen. Intellekt und Affekt sind verschmolzen im Hyperbewusstsein kleinster Gefühlsregungen oder luzider Ideen. Diese „affektive Klarheit“ macht den „sensiblen Menschen“ aus, der in einer Welt der kämpferischen Meinungen und offensiven Kontroversen besonders verpönt ist. [24] Bei Barthes erfolgt die Selbstneutralisierung aus Respekt und Fürsorge, sie folgt einer Ethik der Gastlichkeit und des Empfangs, in der Selbstbehauptung durch „Wohlwollen“ und „Zartgefühl“ ersetzt wird. Sie zielt auf Entkräftung der im Selbst herrschenden Diskurse und Praktiken der Macht. Der Verzicht auf Bemächtigung ist wiederum nichts Fixes. Neutralisieren besteht in einem beständigen Vollzug der Schwächung. Die Macht zu neutralisieren heißt, ihr den Kampf anzusagen, aber so, dass man in diesem Kampf ohnmächtig ist, also ohne das Mächtigsein zu bejahen – eben deshalb ist die Ohnmacht, richtig verstanden, neutral. [25]

Andrea Winkler, „Untitled (Vests)“, 2021

Andrea Winkler, „Untitled (Vests)“, 2021

Schwach werden: potenzierte Seinsschwäche.

Wenn man meint, das Denken beginne in einem Gefühl von Ohnmacht und Schwäche, dann darf man die Tatsache der Angewiesenheit und Abhängigkeit von anderen nicht übergehen. Man ist empfangen worden, umsorgt und genährt von anderen, meist weiblichen Anderen. Wenn man heute auf diese konstitutive Schwäche, konstitutiv für die Subjektwerdung, verweist und betont, dass die Ethiken der Selbstsorge in Ethiken der Fremdsorge gründen, dann schließt das in der Folge auch die Fremdsorge für andere mit ein: den Empfang der Anderen, die Sorge um sie, das Sich-Verantworten für die anderen, das nach Emmanuel Lévinas singularisiert und subjektiviert. Für ihn ist die Begegnung mit Alterität eine aufreißende Erfahrung, weil man mit etwas in Berührung kommt, das die eigenen Vorstellungen überschreitet. Diese exzessive Erfahrung insistiere als Spur einer konstitutiven „menschlichen Schwäche“, [26] die es immer wieder zu aktualisieren gelte: „Für das bißchen Menschlichkeit, das die Erde ziert, braucht es eine Seinsschwäche zweiten Grades.“ [27] Diese „Seinsschwäche zweiten Grades“ bedeutet, dass sich das konstituierte Subjekt, dem man Handlungsfähigkeit, Freiheit und Verantwortlichkeit zuschreibt, selbst immer wieder abschwächt. Levinas wählt die Metapher des „gerechten“ Krieges, „der gegen den Krieg geführt wird“. [28] In ihm müsse man „unablässig zittern“, anstatt selbstsicher Kritik an Unrecht, Gewalt und Dominanz zu üben und sich selbstgefällig oder arrogant in der eigenen Moralität einzurichten. Man muss nicht nur die bestehende Macht entmächtigen und in einer geduldigen Selbstsorge der eigenen Ermächtigung widerstehen, sondern noch im Widerstehen zittern, das heißt, schwach und sensibel bleiben oder besser: sich, um der Gerechtigkeit willen, einer unablässigen Schwächung unterziehen. Noch im Widerstehen gegenüber der Macht müsse die Ohnmacht insistieren: „Es braucht diese Schwäche. Es braucht dieses Schwachwerden“, [29] das unbeendbar ist.

Kathrin Busch lehrt an der Universität der Künste Berlin. Derzeit arbeitet sie zur ästhetischen Wissensbildung im Genre der Autotheorie sowie zu Figuren einer Philosophie der Schwäche.

Image credit: Private collection, public domain; 35: Courtesy of Chris Kraus; 36: ­Courtesy of Sarah Rapson and Maxwell Graham, New York, photo Manuel Carreon Lopez; 39: Courtesy of Dennis Scholl, photo Lea Gryze; 40: Courtesy of Andrea Winkler and HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund, photo Jannis Wiebusch

Anmerkungen

[1]Vgl. Michel Foucault, Mut zur Wahrheit. Vorlesung am Collège de France 1983/84, übers. v. Jürgen Schröder, Berlin 2010, S. 226.
[2]Karl Jaspers, Einführung in die Philosophie. Zwölf Radiovorträge, München/Zürich 1971, S. 18.
[3]Gilles Deleuze, „Maladie“, in: Abécédaire, 1988–89, DVD.
[4]Paul B. Preciado, Testo Junkie, übers. v. Stephan Geene, Berlin 2016, S. 397.
[5]Ebd., S. 419.
[6]Vgl. Dorothee Elmiger, Aus der Zuckerfabrik, München 2020, S. 192.
[7]Chris Kraus, Aliens & Anorexie, übers. v. Kevin Vennemann, Berlin 2021, S. 110.
[8]Ebd., S. 111.
[9]Ebd.
[10]Ebd., S. 149. Kraus rekonstruiert Weils Philosophie, als wäre sie ein Drogentrip, und liest ihr Buch Schwerkraft und Gnade mit Aldous Huxleys Meskalintexten quer.
[11]Ebd., S. 150 und passim.
[12]Vgl. ebd., S. 144.
[13]Siehe das Kapitel „Drogenfuge“ in Maggie Nelson, Freiheit. Vier Variationen über Zuwendung und Zwang, übers. v. Cornelius Reiber, Berlin 2022, S. 195–259.
[14]Ebd., S. 195. Obwohl die Erfahrungen der Droge als Erfahrungen von Schwäche, Zwang, Überwältigung und Übergriffen weiblich konnotiert sind, hat ihre literarische Beschreibung für männliche Autoren „nie ein Hindernis für die Festigung ihrer Privilegien oder ihres Prestiges“ dargestellt (ebd., S. 204).
[15]Ebd., S. 258.
[16]Ebd., S. 239.
[17]Ebd., S. 251.
[18]Blatt, datiert vom 8. September 1971, siehe Iris Müller-Westermann (Hg.), Lee Lozano, Ausst.-Kat., Moderna Museet, Stockholm, Ostfildern, 2010, S. 46.
[19]Maurice Blanchot, Das Neutrale. Philosophische Schriften und Fragmente, Zürich/Berlin 2010, S. 15.
[20]Das Neutrum ist der Titel der zweiten Vorlesung, die Barthes im Studienjahr 1977/78 am Collège de France hält. Er fasst sie so zusammen: Für das Neutrum sei „jede Modulation“ relevant, „welche die paradigmatische, oppositionelle Struktur des Sinns meidet oder außer Kraft setzt und demnach darauf abzielt, die konfligierenden Diskurselemente in der Schwebe zu halten“. Roland Barthes, Das Neutrum, übers. v. Horst Brühmann, Frankfurt/M. 2005, S. 341.
[21]Roland Barthes, Leçon/Lektion, übers. v. Helmut Scheffel, Frankfurt/M. 1980, S. 51.
[22]Ders., Das Neutrum, S. 169f.
[23]Ebd., S. 170.
[24]Ebd., S. 179. Diese gesteigerte Feinfühligkeit ist weiblich konnotiert. Es gibt, wie er schreibt, eine „männliche Verdammung des Zartgefühls“: „Was unnütz, vergebens ist, ist feminin.“ Ebd., S. 77.
[25]Gleichwohl wird die Ohnmacht spätestens seit dem 18. Jahrhundert als typisch für das sogenannte schwache Geschlecht angesehen. Siehe Inka Mülder-Bach, „Die ,Feuerprobe der Wahrheit‘. Fallstudien zur weiblichen Ohnmacht“, in: Inge Baxmann et al. (Hg.), Das Laokoon-Paradigma. Zeichenregime im 18. Jahrhundert, Berlin 2000, S. 525–543.
[26]Emmanuel Lévinas, Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, übers. v. Thomas Wiemer, Freiburg/München 1992, S. 378.
[27]Ebd., S. 394.
[28]Ebd.
[29]Ebd., S. 394f.