Christian Boltanski
Signal (1995)
Christian Boltanski arrangiert in quasi-musealen Anordnungen scheinbar wertlose Alltagsgegenstände - Fotografien, Kleider, Dosen etc. - und verweist damit auf ihre Funktion als Erinnerungsträger, als Aufbewahrungsorte des persönlichen und kollektiven Gedächtnisses. In der für Texte zur Kunst konzipierten Arbeit überträgt Boltanski das Prinzip musealer De- und Rekontextualisierung auf das Medium der Zeitung. Als ob einige Seiten in der Mitte fehlen würden, treffen die Motive der beiden Fotografien wie bei benachbarten Buch- oer Zeitschriftenseiten unvermittelt aufeinander: Die Biene auf der Blume evoziert Natur, Unschuld, Schönheit, das Portrait des Marschall von Reichenau hingegen erinnert an Krieg und Militarismus.„Signal", so der Titel der Fotomontage, war auch der Name der deutschen Besatzungszeitung in Belgien während des zweiten Weltkriegs. Boltanski spielt hier auf den Zusammenhang zwischen der Obsession des Insektensammlers und dem Glauben an eine „natürliche” Ordnung an, die, übertragen auf gesellschaftliche Verhältnisse, notfalls auch mit militärischen Mitteln durchgesetzt wird. Gerade die „Natürlichkeit” solcher Ordnungen stellt Boltanski in seinen zufällig gefundenen Bildkombinationen jedoch in Frage: So wenig authentisch das Dokument selbst ist, so wenig zwingend ist die Ordnung, die es vorführt.